Full text: Europäischer Geschichtskalender. Achter Jahrgang. 1867. (8)

 
 
 
 
 
 
 
 
 
10.                                                 Allgemeint Chronik. 
20.  Febr.  (Luxemburger Frage). Holland regt in Paris die Luxemburger 
Frage an, 
23. „ (Italien). Garibaldi beginnt eine lebhafte Agitation gegen Rom zu- 
nächst im Venetianischen. 
24. „ (Deutschland. — Nordd. Bund). Eröffnung des ersten Reichstags. 
Thronrede des Königs von Preußen, 
25. „ (Oesterreich). Der Landtag von Böhmen beschließt mit 156 gegen 
76 Stimmen eine Adresse an den Kaiser, in der er sich zu den Wahlen zwar 
bereit erklärt, aber nur bedingungsweise im Sinne, des Septemberpatents 
und des außerord. Reichsraths. Die Regierung antwortet sofort schon am 
folgenden Tage mit der Auflösung des Landtags und der Anordnung von 
Neuwahlen. 
2 „ (Türkei). Eine Anzahl wirklicher oder angeblicher Delegirter der Be- 
völkerung geht von Candia nach Konstantinopel ab. 
26. „ (Englandy). Die sog. Adullamiten treten wieder zur liberalen Opposition, 
wodurch die Tory-Regierung neuerdings in die Minorität geräth und sich 
genöthigt sieht, die bloßen Resolutionen fallen zu lassen und eine förmliche 
Reformbill anzukündigen. · 
27. „ (Oesterreich). Der Landtag von Mähren beschließt mit 55 gegen 35 
Stimmen eine Adresse im Sinne des böhmischen Landtags und wird von 
der Regierung gleichfalls sofort aufgelöst. 
28. „ (Luxemburger Frage). Frankreich geht auf die Anregung Hollands ein 
und beauftragt seinen Gesandten im Haag, die Räumung der Festung von 
Seite Preußens zu betreiben und die Abtretung des Landes an Frankreich 
anzuregen. , 
„ (Oesterreich). Der Landtag von Krain beschließt gleichfalls eine Adresse 
wie Böhmen und Mähren und wird gleichsalls ausgelöst. 
„ (Merxico). Bereits haben sich 16,000 Franzosen in Veracruz nach Frank- 
reich eingeschifft. 
2. März. (England). In Folge der Schwenkung des Ministeriums Derby 
 
 
 
in der Reformfrage treten die strengeren Tories aus demselben aus. 
„ (Verein. Staaten). Beide Häuser haben sich über ein Gesetz geeinigt, 
das die Südstaaten zunächst einem Militärregiment unterwirft und die Re- 
construction derselben auf Grundlage des allgemeinen Stimmrechts auch der 
Neger anbahnt und über ein Aemtergesetz, das den Präsidenten bez. Ent- 
lassung von Beamten, selbst seiner Minister von der Zustimmung des Senats 
abhängig macht. Der Präsident legt gegen beide Gesetze sein Veto ein. Das- 
selbe wird jedoch bez. beider Gesetze von beiden Häusern mit Zweidrittel- 
majoritäten umgestoßen. 
 3. „ (Türkei. — Serbien). Die Pforte beschließt, die serbischen Festungen zu 
räumen. 
„ (Rußland). Ein kais. Ukas dehnt die Aufhebung der Leibeigenschaft auch 
auf den Kaukasus und Mingrelien aus. 
4. „ (Deutschland. — Nordd. Bund). Graf Bismarck legt dem Reichs- 
tag den Entwurf der Bundesverfassung vor und mahnt zur Beschleunigung. 
„ (Verein. Staaten). Der neue (40ste) Congreß constituirt sich. 32 De- 
mokraten des Repräsentantenhauses protestiren dagegen, weil die 10 Süd- 
staaten und 6 andere noch nicht vertreten seien. 
5. „ (Türkei. — Rumänien). Die II. Kammer ertheilt dem Ministerium 
Ehika mit 59 gegen 56 Stimmen ein Tadelsvotum. Dasselbe gibt seine 
Entlassung und wird nach fruchtlosem Versuch ein Fusionsministerium zu 
bilden, durch ein rein radicales Cabinet Golesco-Bratiano ersetzt. 
6.—13. März. (Deutschland. — Nordd. Bund). Reichstag: Generaldebatte 
über den Entwurf der Regierungen für eine Verfassung des Bundes.
	        
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