Full text: Europäischer Geschichtskalender. Achter Jahrgang. 1867. (8)

 
 
 
 
 
 
 
                              Algemeine Chronik.                                           13 
soll am 3. Juli eine Sitzung stattfinden, um gegen alle Versuche des Prä- 
sidenten bereit zu sein. 
1. April. (Deutschland. — Nordd. Bund). Die sächsische Armee ist bereits 
nach der Militärconvention vom 7. Febr. d. J. bundesmäßig formirt. 
(Deutschland. — Nordd. Bund). Reichstag: Bennigsen und 70 
Gen. interpelliren die Regierungen bez. Luxemburgs. Antwort Bismarcks. 
(Frankreich). Eröffnung der Weltindustrieausstellung in Paris. 
(England). Disraeli läßt das für die Reformbill beabsichtigte Doppel- 
stimmrecht bereits fallen. « 
(Italien). Tonello kehrt von seiner Mission nach Rom im Wesentlichen, 
die Besetzung einer Anzahl bisher vacanter Bischofsstühle durch den Papst 
allein ausgenommen, unverrichteter Dinge zurück. 
2. (Mexico). Puebla wird von den Juaristen wieder genommen. 
(Luxemburger Frage). Preußen wendet sich an die Unterzeichner der 
Verträge von 1839. 
4. (Italien). Ricasoli gibt unerwartet seine Entlassung ein und wird 
wiederum durch ein Cabinet Ratazzi ersetzt. 
5. (Deutschland. — Nordd. Bund). Verfassungsdebatte des Reichstags: 
Mit 137 gegen 127 Stimmen wird die Friedenspräsenzstärke der Bundes- 
armee auf 1 Procent normirt, aber nicht auf 10 Jahre, sondern nur bis 
zum 31. Dec. 1871. 
(Holland). Der Minister des Auswärtigen van Zuylen theilt der II. 
Kammer die positive Erklärung der preuß. Regierung mit, daß dieselbe Lim- 
burg als aus jeder politischen Verbindung mit Deutschland gelöst betrachte. 
6. (Deutschland. — Nordd. Bund). Verfassungsdebatte des Reichstags: 
Mit 138 gegen 130 Stimmen wird der Militärkostenbetrag von 225 Thlr. 
pr. Kopf an den König von Preußen bewilligt, doch ebenfalls nur bis zum 
31. Dec. 1871. . 
7. (Deutschland. — Hessen) schließt mit Preußen eine Militärconvention 
ab, der die ganze hessische Division zu einem Theil des norddeutschen Bundes- 
heeres macht und auf Grund derselben einige Tage später auch ein Schutz- 
und Trutzbündniß gleich den übrigen süddeutschen Staaten. 
9. (Deutschland. — Nordd. Bund). Reichstag: Interpellation der ober- 
hessischen Abgeordneten bez. Eintritt des ganzen Großherzogthums in den 
nordd. Bund und Antwort Bismarcks. — Mit 145 gegen 122 Stimmen 
werden jährliche Budgels beschlossen und jährliche Rechnungsablagen. 
10. (Deutschland. — Nordd. Bund). Verfassungsdebatte des Reichstags: 
Es wird beschlossen, den südd. Staaten den Eintritt in den Bund auf einen 
Vorschlag des Bundespräsidiums im Wege der Gesetzgebung ausdrücklich offen 
zu halten. Der Entwurf ist damit zu Ende berathen. 
12. (Deutschland). Mission des bayrischen Grafen von Tauffkirchen nach 
Berlin und Wien — erfolgloser Versuch, ein engeres Verhältuiß zwischen 
Deutschland und Oesterreich anzubahnen. 
(Deutschland. — Bayern). 119 Mitglieder der II. Kammer richten 
während der Vertagung durch den Kammerpräsidenten eine Erklärung an die 
Regierung, in der sie in der Luxemburger Frage entschieden für Preußen 
einzustehen sich bereit erklären. 
(Türkei. — Rumänien). Der Senat verwirft die von der Regierung, 
um die unzufriedene Moldau zu begütigen, vorgeschlagene Verlegung des 
Cassationshofes von Bukarest nach Jassy. 
13. (England). Gladstone stellt dem verclausulirten Haushaltswahlrecht den 
Antrag auf einen 5-Pfd.-Census entgegen, unterliegt jedoch durch den Abfall 
eines Theils seiner eigenen Partei. 
15. (Deutschland. — Nordd. Bund). Verfassungsdebatte des Reichstags: 
Graf Bismarck erklärt Namens der Regierungen, daß diese die im Entwurf
	        
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