Full text: Europäischer Geschichtskalender. Achter Jahrgang. 1867. (8)

 
196                                     Die süddeutschen Staaten. 
die Ehre und die Integrität Deutschlands energisch gewahrt wissen 
wolle: 
„Nachdem ein blutiger Bürgerkrieg die Integrität deutschen Gebietes un- 
versehrt gelassen hat, nachdem die Allianzverträge Preußen's mit den südwef- 
deutschen Staaten diese Integrität auf's Neue zu verbürgen schienen, ist jeßt 
Deutschland durch die Verhandlungen des Königs von Holland mit Frark- 
reich plötzlich mit dem Verluste eines alten deutschen Landes bedroht. Dieser 
Verlust wäre größer, als der der wenigen Quadratmeilen und der wenigen 
Tausend Seelen, welche das Großherzogthum Luxemburg umfaßt, es wäre 
ein Verlust an Deutschland's Ehre, wenn das Schicksal einer deutschen Le- 
völkerung durch Verkauf an das Ausland entschieden werden sollte. Das 
deutsche Volk hat ein Recht, von seinen Regierungen zu verlangen, daß 
Deutsche geschützt werden, wo immer eine Gefahr droht. Ist auch in dieser 
Frage Preußen in erster Reihe berufen, die ihm vertragsmäßig zustehenden 
Rechte auf Luxemburg zu wahren, so hat doch auch Bayern Pflichten gegen 
Deutschland zu erfüllen und wir werden es als eine erste Frucht des Allianz- 
vertrages vom 22. August 1866 freudig begrüßen, wenn Bayern keinen 
Zweisel darüber bestehen läßt, daß es mit allen seinen Kräften für das be- 
drohte deutsche Land einstehen wird. Dies, Euere Durchlaucht, in tiefster 
Verehrung auszusprechen, wollten die Unterzeichneten um so weniger unter- 
lassen, als sie hiemit die Versicherung verbinden können, daß sie in der 
bayerischen Volksvertretung jede Anforderung kräftig unterstützen werden, 
welche eine energische Politik zum Schutze Deutschland's erheischen wird.“ 
30 Mitglieder der Kammer haben den Beitritt zu der an sämmt- 
liche Mitglieder versandten Erklärung abgelehnt, einzelne davon unter 
öffentlicher Darlegung ihrer Gründe. 
12. April. (Bayern). Angesichts der drohenden europ. Lage in Felze 
 
 
 
der Luxemburger Frage und bei der Ungewißheit, welche Haltunz 
Oesterreichs gegenüber einem preuß.-franz. Kriege einhalten werde, 
wird der Ministerialrath Graf Tauffkirchen nach Berlin gesandt, um 
sich mit Preußen über die Möglichkeiten der Zukunft ins Benehmen 
zu setzen und geht von dort mit Aufträgen des Grafen Bismarck 
bez. einer Allianz zwischen Oesterreich und Preußen nach Wien, ven 
wo er unverrichteter Dinge nach München zurückkehrt. Oesterreich 
lehnt die Allianz mit Preußen auf den angebotenen Grundlagen ab 
und sucht vielmehr eine vermittelnde Stellung behufs Erhaltung des 
Friedens einzunehmen. (vgl. Oesterreich.) 
21.„ (Baden). Der größere Theil der badischen Truppen wird nac 
Rastatt verlegt. 
27.„ (Bayern). Der Justizminister v. Bomhard, dessen Stellunz 
der öffentlichen Meinung gegenüber längst unhaltbar geworden, wird 
endlich entlassen, inzwischen aber zum Staatsrath und Reichsrath er- 
nannt. Langes Interimisticum des Justizministeriums. 
„ (Württemberg). Modification des Ministeriums: die (anti- 
preußisch gesinnten) Minister v. Neurath und v. Hardegg werden 
entlassen und durch den Abg. Mittnacht und den Obersten Wagner 
ersetzt. 
29."" (Hessen). II. Kammer: Die Regierung legt die Militir-
	        
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