20 Allgemeine Chronik.
15. Juli. (Deutschland. — Nordd. Bund). Preußen schließt auch mit
Oldenburg eine Militärconvention ab.
„ „ (England). Das Unterhaus bringt die Berathung der Reformbill zu
Ende und diese geht nunmehr an das Oberhaus.
„ „ (Verein. Staaten). Beide Häuser des Congresses haben sich über einen
neuen Zusatz zum Reconstructionsgesetz für den Süden geeinigt, der den
Präsidenten von jener so ziemlich ganz ausschließt und die letzte Entscheidung
dem Gen. Grant überträgt. Der Präsident legt sein Veto ein, das indeß
von beiden Häusern mit Zweidrittelmajoritäten umgestürzt wird.
17. „ (Rußland). Ein kais. Ukas befiehlt vom 1. Sept. an die Einführung
des öffentlichen und mündlichen Gerichtsver fahrens auch bei den Militär-
behörden.
18. „ (Deutschland. — Preußen) schließt mit Waldeck einen sog. Accessions=
vertrag (d. h. Annexion auf vorerst 10 Jahre) ab.
„ (Italien). Die II. Kammer nimmt den ersten, entscheidenden Artikel des
neuen Gesetzesentwurfs bez. der Liquidation der Kirchengüter mit 298 gegen
bloß 30 Stimmen an.
„ „. (Rußland). Um die Ausschreitungen der Provinziallandtage zu ver-
hüten, werden den Präsidenten derselben erweiterte Besugnisse ertheilt.
„ (Türkei). Omer Pascha ist auf Candia in die Sphakia eingedrungen. Die
Insurgenten ziehen sich in die unwegsamen Gebirge zurück. Die europ.
Consuln berichten von argen Excessen und Grausamkeiten der Türken, worauf
die Commandanten der russischen und französischen Schiffe Befehl erhalten,
die wehrlose Bevölkerung nach Griechenland überzuführen.
19. , (Deutschland. — Hessen) tritt sein Postwesen an Preußen ab.
20. „ (Oesterreich). Der Reichsrath beschließt mit 134 gegen bloß 22 Stim-
men, eine Commission niederzusetzen, um Gesetze über Herstellung des bürger-
lichen Eherechts, Emancipation der Schule von der Kirche und Regelung
der interconfessionellen Angelegenheiten auszuarbeiten, wodurch das Concordat
nicht als solches gänzlich beseitigt, aber in den wichtigsten Puncten that-
sächlich durchbrochen werden soll.
(Dänemark) trägt bei Preußen auf mündliche und vertrauliche Er-
örterung der nordschleswigschen Frage an. Preußen geht darauf ein.
(Rußland). Weiterer Schritt zur Einverleibung Polens: auch die Com-
mission des Innern wird aufgehoben und ihre Geschäfte dem russ. Ministerium
des Innern überwiesen.
21. „ (Italien). Die Gefahr einer Unternehmung gegen Rom wird immer
drohender. Zahlreiche Volksversammlungen erklären sich laut für eine solche.
Die Regierung trifst einige Maßregeln dagegen. «
23. „ (Deutschland. — Preußen). Die Königin Marie von Hannover
weicht endlich dem Druck Preußens und verläßt Hannover, um sich zu ihrem
Gemahl nach Hietzing zurückzuziehen.
24. „ (Oesterreich). Der Reichsrath beschließt ein sehr freisinniges Vereins-
und Versammlungsgesetz. «
25. „ (Frankreich) macht einen mißlungenen Versuch, sich in die nordschles-
wigsche Frage einzumischen und findet für gut, schnell wieder einzuziehen.
26. „ (Italien). Differenzen mit Frankreich über den Brief des Kriegs-
ministers Niel bez. der Antibes-Legion und die Mission des General Dumont
nach Rom bez. Desertionen in jener Legion
27. „ (Italien). Die II. Kammer beendigt die Berathung des Gesetzes bez.
der Liquidation der Kirchengüter und nimmt es als Ganzes mit 204 gegen
58 Stimmen an. 400 Mill. werden davon dem Staate mit 296 gegen 41
Stimmen zugeschieden.
„ „ (Türkei). Die Pforte sucht die Ueberführung der wehrlosen Bevölkerung
Candias auf europ. Schiffen nach Griechenland zu verhindern; der französische.