Full text: Europäischer Geschichtskalender. Achter Jahrgang. 1867. (8)

Ocsterrrich. 259 
senden, mit der Erklärung, aus diesem Schritte keinerlei Folgerungen 
für das noch unerledigte staatsrechtliche Verhältniß Croatiens zu 
Ungarn ziehen zu wollen. 
10. April. (Mähren). Landtag: Wahlen in den Reichsrath. Graf 
17. 
18. 
19. 
Belcredi protestirt gegen die Vornahme derselben und verläßt mit 
der gesammten Rechten den Saal. Es werden gewählt: 19 Ver- 
fassungstreue und 3 Nationale. Schluß des Landtags. 
„ (Böhmen). Landtag: Die feudal-czechische Partei trägt darauf 
an, keine Wahlen in den Reichsrath vorzunehmen, bleibt aber in 
der Minderheit. NRieger protestirt, die Czechen verlassen den Saal, 
die Gallerie tobt. Es bleiben 135 Abg. zurück, welche 42 Ver- 
fassungstreue und 12 Czechen in den Reichsrath wählen. Schluß 
des Landtags. 
„ Das österr. Cabinet sucht in der luxemburgischen Frage zunächst 
in London zu vermitteln, indem es zwei Basen vorschlägt, auf denen 
ein Ausgleich stattfinden könne: die erste würde den König von 
Holland im Besitze Luxemburgs lassen, aber das Land neutralisiren; 
die zweite würde es Belgien übergeben, welches als Ersatz einen 
gewissen Theil seines Gebietes an Frankreich abzutreten hätte; in 
jedem dieser beiden Fälle würde Preußen die Festung zu räumen 
haben. 
„ (Croatien). Ein Erlaß des Bans beruft den Landtag auf 
den 1. Mai ein. 
„ Eine Depesche Beust's an den österr. Gesandten in Berlin gibt 
demselben einläßliche Mittheilung bez. der Mission des bayerischen 
Grafen Tauffkirchen von Berlin nach Wien. Oesterreich ist auf 
die preuß. Verschläge nicht eingegangen: 
„Die politische Reise des Grasen Tauffkirchen nach Berlin und Wien hat 
bereits vielseitige Aufmerksamkeit erregt, und sie wird voraussichtlich den 
Gegenstand noch mancher mehr oder weniger gewagten Commentare bilden. 
Ich halte umsomehr für nöthig, Euer 2c. ausführlich und genau von dem 
Verlaufe der Unterredungen zu benachrichtigen, welche ich mit dem genannten 
Vertrauensboten des Münchener Cabinets und aus Anlaß seiner Sendun 
mit dem k. preußischen Gesandten, Frhrn. v. Werther, gepflogen habe. Graf 
Taufflirchen führte sich bei mir nicht nur als Beaustragter seiner Regierung, 
sendern auch als Ueberbringer wichtiger Vorschläge Preußens ein. Als den 
Zweck seines Erscheinens in Berlin bezeichnete er den Wunsch des Fürsten 
Hohenlohe über die Eventualitäten der luxemburgischen Frage ins klare zu 
kommen, das Interesse des Friedens im Einverständnisse mit Preußen zu 
wahren, und in diesem Interesse namentlich auch zu versuchen, ob es der 
Eiuwirkung Bayerns gelingen könne, zu einer Annäherung zwischen Oester- 
reich und Preußen beizutragen. Was er bei dem Grafen Bismarck erreicht 
habe, sei von großer Tragweite. Er sei in den Stand gesetzt, den Abschluß 
einer Allianz zwischen den beiden Mächten zu bevorworten — einer Allianz, 
welche sich auf sämmtliche deutsche Staaten erstrecken würde. Die Erhaltung 
des Friedens werde durch einen solchen Bund gesichert. Man verkenne nicht 
in Berlin, daß Oesterreich berechtigt sei, für die Verpflichtungen, die es über- 
nehmen würde, Compensationen zu verlangen, man sei aber auch bereit, 
17°
	        
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