26 Allgemeine Chronik.
wortlicheit der dießfälligen Beamten auch gegenüber dem Reichstag verwirk-
lichen soll. «
25. Oct. (Rom). Rom wird in Belagerungszustand erklärt. — Garibaldi steht
bereits an der Sitze von circa 4000 Mann.
. (Italien). Cialdini verzichtet darauf, ein Ministerium zu Stande zu
bringen. Die Nachricht wird nach Paris gemeldct.
„ (Frankreich). Die Flotte in Toulon erhält den definitiven Befehl, nach
Civitavecchia in See zu gehen. ··
,.(Belgien). Die Regierung legt den Kammern den Entwurf eines Re-
organisation der Armee vor.
„ (Türkei). Omer Pascha wird von Candia abberufen, Aali Pascha, der
Großvezier, ist bemüht, seinen Reformbestrebungen Boden zu schasffen.
26. „ (Deutschland. — Nordd. Bund). Der Reichstag genehmigt die neuen
Zollvereinsverträge gegenüber den südd. Staaten nur unter der Bedingung,
daß dieselben die Schutz= und Trutzkündnisse mit Preußen nicht in Frage
stellen. Schluß des Reichstages.
„ „ (Deutschland. — Bayern). Der Reichsrath will als „Vermittlung“ die
neuen’ Zollvereinsverträge annehmen, wenn Bayern sein bisheriges liberum
veto verbleibe. Der Führer der Reichsrathspartei und Fürst Hohenlohe
gehen mit diesem Begehren nach Berlin.
„ „ (Oesterreich). Reichsrath: Das Abg.-Haus nimmt das neue Schulgesetz
trotz des Concordates an.
„ „. (Rom). Garibaldi erstürmt Monte Rotondo, die Lage der Stadt Rom
wird verzweifelt, sämmtliche Truppen in der Campagna erhalten den Befehl,
sich nach Rom zurückzuziehen.
„ „ (Frankreich). Die Flotte geht von Toulon in See.
27. „ (Rom). Garibaldi ist ganz nahe von Rom vorgerückt. Fast überall im
Kirchenstaat erklärt sich jetzt die Bevölkerung für Italien, die päpstl. Fahne
wird abgenommen, die Tricolore aufgesteckt und an vielen Orten durch Ple-
biscit der Anschluß an Italien beschlossen.
„ „ (Italien). Menabrea übernimmt das Ministerium. Der König erläßt
ein Manifest, indem er sich gegen das Unternehmen gegen Rom und gegen
einen Bruch mit Frankreich erklärt.
„ „ (Griechenland). Der König feiert in St. Petersburg seine Vermählung
mit der russischen Prinzessin Olga.
„ „ Deutschland. — Zollverein). Der König von Preußen lehnt die Zumu-
thung des bayerischen Reichsraths entschieden ab.
„ „ (Frankreich). Die französische Flotte erscheint vor Givitavechhia.
29. „ (Deutschland. — Württemberg). Die II. Kammer beschließt mit 53
gegen 37 Stimmen, daß es zur Genebmigung des Schutz= und Trutzbünd-
nisses keiner Zweidrittelmajorität bedürfe und nimmt es dann mit 58 gegen
32 Stimmen an.
„ „ (Rom). Die päpstl. Armee ist in der Stadt concentrirt. Dagegen werden
die Franzosen vor Civitavechia durch stürmisches Wetter verhindert, sich aus-
zuschiffen. Bestürzung in Rom.
30. „ (Deutschland. — Bayern). Die II. Kammer beschließt, auf der be-
dingungslosen Genehmigung der Zollvereinsverträge zu bestehen, Frhr.
v. Thüngen und Fürst Hohenlohe kehren unverrichteter Dinge von Berlin
zurück und der Ausschuß des Reichsraths beschließt mit 8 gegen 1 Stimme,
seine Opposition sallen zu lassen und auf einfache Genehmigung anzutragen.
Neue Telegramme und Petitionen bestürmen den Reichsrath von allen Seiten,
nachzugeben.
(Rom). Die Franzosen schiffen sich in Civitavrecchia aus und am Abend
rücken bereits zwei Bataillone derselben in Rom ein.
„ „ (Italien). Die italienische Armee rückt auf vier Punkten in den Kirchen-
staat ein.