Allgemelne Chronik. 27
30. Oct. (Rußland, Frankreich, Preußen und Italien) richten eine „Erklä-
rung“ an die Pforte, in der sie sich über die Nichtbeachtung ihrer guten Rathe
beklagen und „die Pforte den Consequenzen ihrer Thaten überlassen wollen.“
31. „ (Deutschland. — Bayern). Der Reichsrath fügt sich der Zwangslage
und spricht mit 35 gegen 13 Stimmen die bedingungslose Genehmigung der
Zollvereinsverträge aus. — Die Regierung legt der II. Kammer den neuen
Schulgesetzentwurf vor und lehnt den Protest der Bischöfe ab.
„ „ (Deutschland. — Württemberg). Die II. Kammer beschließt, daß für
die neuen Zollvereinsverträge eine Zweidrittelmajorität nothwendig sei und
genehmigt sie dann mit einer solchen (73 gegen 16 Stimmen).
„ (Rom). Garibaldi zieht sich auf Monte Rotondo zurück, dac er verbarricadirt.
„ (Italien). Aufregung in den großen Städten. In Turin wird das
Standbild des Königs verstümmelt.
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u. Nov. (Italien). Die Hilfs= und Werbebureaux werden von der Regierung,
doch mit Schonung, geschlossen.
2. „ (Rom). Garibaldi ertheilt in Monte Rotondo seinen Freischaaren den
Befehl, über Mentaua in der Richtung von Tivoli abzuziehen.
„ „ (Dänemark verkauft seine westindischen Inseln S. Thomas und S. Juan
an die Verein. Staaten von Nordamerika.
3. „ (Rom). Die Päpstlichen und Franzosen ziehen von Rom gegen die abziehenden
Garibaldianer aus und sioßen bei Mentana auf dieselben. Hartnäckiges und
blutiges Gefecht. Die Päpstlichen richten nichts aus und die Franzosen müssen
eintreten. „Das Chassepot thut Wunder“": Die Freischaaren werden theils
niedergemacht, theils. nach Mentana zurückgedrängt.
4. „ (Rom). Die Freischaaren in Mentana ergeben sich und werden gesangen
nach Rom geführt. Ein Theil dagegen zieht sich über die ital. Grenze zurück,
Garibaldi mit ihnen. Derselbe wird verhaftet und nach dem Fort Varignano
abgeführt.
„ (Türkei). Aali Pascha, der Großvezier, verlangt von der Bevölkerung
Candias nach Ablauf des Amnestietermins die Wahl von Vertrauensmännern.
Reformplan der Pforte.
„ „ (Italien). Die italienischen Truppen werden wieder aus dem Kirchenstaat
zurückgerufen.
6. „. (Deutschland. — Zollverein). Die neuen Zollvereinsverträge werden
allseitig ratifizirt, von Preußen indeß ausdrücklich nur unter der Voraussetzung
der Schutz= und Trutzbündnisse. Bayern protestirt dagegen. Preußen ent-
hält sich einer Antwort.
„ „ (Deutschland. — Baden). Die II. Kammer beschränkt so viel wie
möglich das Gesandtschaftswesen.
10. „ (Frankreich) ladet sämmtliche größere und kleinere Regierungen Curopas
zu einer Conferenz über die römische Frage ein. Von den größeren Mächten
sagen nur Oesterreich und Spanien sofort zu, Preußen, England und Ruß-
land zögern dagegen und machen Schwierigkeiten. .
«.(Schweiz). In den Erneuerungswahlen des Staatsraths von Genf er-
ringt die Partei der sog. Independenten neuerdings einen vollständigen Sieg
und unterliegt James Fazy und seine Partei.
11. „ (Deutschland). Der Nationalverein beschließt in einer Generalversamm-
lung zu Kassel seine Auflösung.
„ „ (Deutschland. — Preußen). Das Berliner Stadtgericht verurtheilt
Twesten nach dem Willen des Obertribunals wegen seiner Rede im Abg.=
Hause vom 20. Mai 1805 gegen die Justizverwaltung (des Grafen zur Lippe)
zu zweijährigem Gefängniß; derselbe wird demgemäß in seinem Amte als
Stadtgerichtsrath suspendirt.
12. „ (Oesterreich). Der Reichsrath beginnt die Berathung über das Dele-
gationsgesetz und über den finanziellen Ausgleich mit Ungarn.