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England.
15. Juli. Unterhaus: Dritte Lesung der Reformbill. Lord Cranbourne
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und Hr. Lowe erheben sich nochmals gegen die „nicht mehr conser-
vative" Maßregel. Der Schatzkanzler vertheidigt sich. Bei der Ab-
stimmung erfolgt nur ein schwächliches Nein.
„ Unterhaus: Debatte über die Bill zur Vermehrung der angli-
canischen Bischsse. Derbe Opposition. Die Bill wird schließlich
doch mit 45 gegen 34 Stimmen in zweiter Lesung genehmigt.
Oberhaus: Die Reformbill wird zum ersten Mal gelesen.
„ Zu Ehren des Sultans wird in Spithead eine große Flotten-
revue veranstaltet.
„ Zu Ehren des Sultans findet im Gebäude des indischen Mini-
steriums ein Ball statt, der an Glanz und Luxus das non plus
ultra leistet.
Das Unterhaus beginnt bereits mit dem sog. Massacre der unschul-
digen Kindlein: die Regierung nimmt 9 ihrer eigenen Bills
zurück, darunter auch die über Grundbesitz und Pachtverhältnisse in
Irland. — Die Parkbill (wonach in den sog. königl. Parks kein
Meeting ohne Erlaubniß der Krone gesetzmäßig sein soll) wird trotz
lebhafter Opposition mit der großen Mehrheit von 117 Stimmen
in zweiter Lesung angenommen.
„ Wiederabreise des Sultans.
„ Das Unterhaus genehmigt mit einer Majorität von 30 Stimmen
in dritter Lesung die Bill zur einfachen und unbedingten Abschaffung
der Kirchensteuern, so weit sie nicht freiwillig geleistet werden.
Oberhaus: Zweite Lesung der Reformbill. Der Antrag des
Grafen Grey, der die Bill in ihrer jetzigen Gestalt als „nicht geeignet,
diese wichtige Frage dauernd zu lösen oder die künftige gute Regier=
ung des Landes zu fördern“ erklärt, wird gegen bloß 2 Stimmen
verworfen. Lord Russel erklärt die neue Vertheilung der Sitze für so
ungenügend und mangelhaft, daß sie sich kaum einige Jahre werde
behaupten können.
„ Das Oberhaus verwirst die vom Unterhaus mit großer Mehr-
heit angenommene Bill, welche die Privilegien der Universitäten von
Orford und Cambridge allen ohne Unterschied der Religion eröffnen
sollte, mit 84 gegen 28 Stimmen.
„ Unterhaus: Debatte über Irland. Die Regierung verspricht auch
für die nächste Session keine durchgreifende Maßregeln. — Lagard
interpellirt die Regierung bez. Abyssiniens, in der Ueberzeugung, daß
es keinen Ausweg mehr gebe, als eine Expedition gegen dasselbe
auszusenden. Lord Stanley antwortet,
die Regierung habe sich lange Zeit mit dieser Frage beschäftigt. Ale
ütlichen Mittel zur Besreiung der Gefangenen seien nun erschöpft. Ander-
#iue könnten im Fall einer Expedition leicht 400 oder 500 Menschen geopfert