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stankreich. 345
Mai. Gesetzgeb. Körper: Der Minister des Ausw. macht ihm in
Folge eines speziellen kais. Decrets die offizielle Mittheilung, daß
„die Großmächte heute mit dem König von Holland und Großherzog von
Luxemburg übereingekommen sind, eine Conferenz zu eröffnen, in welcher alle
auf die Luxemburger Angelegenheit bezüglichen Schwierigkeiten gelöst werden
sollen, und in welcher die internationale Siellung dieses Gebiets auf der
Grundlage der Neutralisation geregelt werden wird.“
„ (Luremburg). Zusammentritt der Londoner Conferenz behufs
Lösung der Luxemburger Frage.
„ (Luxemburg). Schluß der Londoner Conferenz und Unterzeich-
nung des Vertrags über die Räumung der Festung Luxemburg durch
die Preußen und Neutralisation des Gebietes unter der Collectiv-
garantie der Großmächte (s. Anhang zur Allg. Chronik).
Der Prinz v. Wales trifft zum Besuch des kais. Hofes und der
Weltindustrieausstellung in Paris ein.
„ (Luxemburg). Gesetzgeb. Körper: Die Regierung macht dem-
selben offizielle Mittheilung über die Resultate der Londoner Con-
ferenz bezüglich Luxemburgs:
„ . Die franz. Regierung hatte schon lange ihr Augenmerk darauf
gerichtet, daß eine für die Sicherheit unserer Grenzen so wichtige Frage un-
entschieden blieb. Mochte diese Sicherheit nun durch die Vereinigung des
Großherzogthums mit Frankreich oder durch irgendeine andere Combination
gewährt werden — der Hauplpunkt für uns war, daß Preußen in der neuen
Stellung, welche ihm die letzten Veränderungen in Europa bereitet hatten,
nicht jenseits seiner Grenzen und ohne jedes internationale Recht einen mili-
tärischen Platz behielte, welcher uus gegenüber eine eminent offensive Stellung
bedeutet. Wir waren berechtigt zu hofsen, daß unsere freundschaftlichen Be-
ziehungen zu dem Berliner Cabinet eine günslige Lösung herbeiführen würden;
denn unsere Absicht! war stets: die gerechten Empfindlichkeiten Preußens zu
schonen und, in einer Frage, welche in unsern Augen einen europäischen
Charakter hatte, eine loyale Prüfung der Verträge und des Interesses der
Großmächte zuzulassen. Wir bceeilten uns dieß zu erklären und so jeden
Grund eines Cenflicts zu beseitigen. Die Mächte eröffneten unter sich vor-
bereitende Verhandlungen, in welche wir uns aus gerechter Zurückhaltung
und Mäßigung absichtlich nicht einmischten. Auf alle Fragen, die an uns
gerichtet wurden, antworteten wir, daß wir jede mit unfrer Sicherheit und
Würde vereinbare Lösung annehmen würden, welche die Cabinette uns als
geeignet den europäischen Frieden zu befestigen empsehlen würden. Wir
können es nicht laut genug betenen, wie sehr sich die Mächte bei der Auf-
gabe, die sie übernommen, von Unparteilichkeit und dem aufrichtigen Wunsch
beseelt gezeigt haben, durch ein billiges und ehrenvolles Arrangement zum
Ziel ihrer Anstrengungen zu gelangen.. Die kaiserliche Regierung glaubt
sich dazu Glück wünschen zu sollen, daß sie bieses Resultat erzielte, und zu-
gleich constatiren konnte, wie billig und freundschaftlich sich die Mächte in
ihren Gesinnungen für uns gezeigt haben. Sie hält es endlich für ange-
messen die Thatsache hervorzuheben, daß es vielleicht zum ersten Male einer
Conferenz gelang, siatt daß sie auf den Krieg folgte und nur die Ergebnisse
desselben sanctionirte, dem Kriege zuvorzukommen und Europa die Wohl-
thäten des Friedens zu erhalten. Es ist bieß ein werthvolles Anzeichen der
neuen Tendenzen, welche mehr und mehr in der Welt zur Geltung gelangen,
und über die sich alle Freunde der friedlichen Fortschritte und der Civilisation
freuen sollten.“