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verstärkte Stellung zu halten. Demnach hat im Kriegsfalle die Vertheidigung
des Landes zu beginnen auf der östlichen Grenze an der geldern'schen Yssel
und dem Niederrhein, auf der südlichen Grenze auf dem Haringsvliet, dem
holländisch Diep, der Maas und der Waal. Die Hauptvertheidigung des
Landes wird dann bestehen in der neuen holländischen Wasserlinie von Muiden
bis Gorinchem in Verbindung mit den Strömen, welche sich von letzterem
Orte nach der See erstrecken. Als letzte Position für die Armee, wenn diese
Linie forcirt werden sollte, muß dann die Linie von Amsterdam angenommen
werden. An der Seeseite muß man sich beschränken auf die Vertheidigung
der Position von Helder-Texel, der Zugänge nach Amsierdam, der Mündungen
der neuen Wasserwege von Amsterdam und Rotterdam zur See und von dem
Haringsvliet und Volkerak. In den meisten Fällen wird auch die Stellung
von Groningen-Delszisl zur Vertheidigung von großem Werthe sein. Man
wird sich beeilen, diese Vertheidigungslinien, insofern sie noch mangelhaft sind,
zu vollenden. Ueber die Kosten dieser Vertheidigungswerke und die Zeit bis
zu ihrer Vollendung kann der Minister noch nichts Bestimmtes angeben.
Zunächst und hauptsächlich sollen die Positionen von Amsterdam und die neue
holländische Wasserlinie befestigt werden, weil diese zu einer Vertheidigung
genügen. Die projectirten Werke sollen zwischen den Jahren 1867 und 1870
ausgeführt werden und die Kosten sind auf 7,178,000 Fr. veranschlagt.
Der Minister erachtet es für nöthig, die jährliche Aushebung für die Armee
von 11,000 auf 14,000 Mann zu erhöhen. Dann soll fortgeschritten werden
mit der Umwandlung des Geschützes in gezogene Kanonen; für die Küsten-
batterien soll schweres Geschütz angeschafft werden. 40,000 Gewehre sollen
in Hinterlader umgestaltet und 90,000 neue innerhalb drei Jahren angeschafft
werden. — In der Debatte legt der Kriegsminister van den Bosch den Ver-
theidigungsplan noch näher dar. Nach seinen Aufschküssen würde die Verthei-
digung des Landes im Falle der Gefahr um die Hauptposikion von Utrecht
zuerst und donn um Amsterdam concentrirt werden. Die erstere stützt sich
einerseits auf die Zuyder-See, andererseits auf die Waal. Die zweite bietet
durch die natürliche Stärke ihrer geographischen Lage ein sehr bedeutendes
Bollwerk. Diese beiden Stellungen sind durch ein ausgedehntes Ueber-
schwemmungssystem und durch mehrere starke Forts gedeckt. Da demnach die
Landesvertheidigung ausschließlich auf dem rechten Ufer des Rheins und der
Maas concentrirt ist, so werden die auf dem linken Ufer gelegenen Festungen
Maestricht, Venloo, Bergen op Zoom, Bath, VBlissingen und Breda über-
flüssig und sollen daher geschleist werden.
26. März. Der König richtet ein Schreiben an den Kaiser der Fran-
zosen, in welchem derselbe gebeten wird, die Schwierigkeiten einer
Abtretung Luxemburgs in Berlin zu ebnen. An demselben Tage
macht er jedoch, der wiederholten Forderung Frankreichs zuwider,
dem preuß. Gesandten Perponcher Mittheilung von dem Handel mit
Frankreich.
28. „ Der Prinz von Oranien geht angeblich zur Eröffnung der
Weltausstellung, in Wahrheit mit dem Auftrage nach Paris, dem
Kaiser selbst zu sagen, daß der König „von dem Wunsche beseelt,
ihm angenehm zu sein“ in die Abtretung Luxemburgs gewilligt habe
und um ihn nochmals zu bitten, die Schwierigkeiten in Berlin (die
der König selbst durch die vorzeitige Mittheilung hervorgerufen) zu ebnen.
5. April. II. Kammer: Der Minister des Auswärtigen van Zuylen be-