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Türkel.
glaubt, daß Ew. Durchl. aufrichtig wünscht, daß die Beziehungen des Fürsten-
thums zum suzeränen Hof unversehrt auch weiter erhalten bleiben. Ew. Durchl.
ist bekannt, welche Wichtigkeit unsere Connationalen den oben erwähnten
Festungen beilegen, wie auch die vielen politischen Erinnerungen, die sich an
dieselben für uns knüpfen. Ueberdieß gibt es noch eine Rücksicht, die sich
nicht bestreiten läßt, nämlich die Rücksicht auf die geographische Lage dieser
Festungen. Es braucht kaum der Bemerkung, daß dieselben, ihrer Lage nach,
Pyramiden gleichen, welche die äußersten Grenzen des Reichs bezeichnen.
Deßhalb, wie aus vielen andern Gründen, muß sowohl der hohen Psorte
als dem Fürstenthum, dessen Sicherheit auf dem Princip der Integrität des
Reichs ruht, viel daran liegen, daß die Festungen erhalten bleiben. Indem
die kaiserliche Regierung die Annahme der Demolirung der Festungen von
sich weisen zu müssen glaubte, damit nicht hochwichtige Lebensinteressen ver-
letzt werden, hat dieselbe (Regierung) auf Mittel sinnen müssen, welche die
Uebelstände entfernen, und zugleich auf's Neue unser Vertrauen zum serbi-
schen Volk und zu seinem Fürsten bezeugen könnten. Von diesem Gedanken
geleitet und von dem Wunsche beseelt, die Frage auf eine alle legitimen
Interessen zufriedenstellende Art zu lösen, hat der Minisserrath folgende drei
Lösungsarten dem Sultan unterbreitet: 1) daß das Obercommando der Fe-
stungen und ihrer muselmanischen Garnisonen an Ew. Durchl. übertragen
werden solle; 2) daß die Garnisonen gemischt, zu gleichen Tbeilen aus
Muselmanen und Serben, bestehen, und Ew. Durchl. deren Hauptcomman-
dant werden solle; und 3) daß die Erhaltung der Festungen Ew. Durchl.
anvertraut werde. Die muselmanischen Garnisonen sollen ersetzt werden durch
serbische, nur daß die kaiserliche Fahnc auch sernerhin neben der serbischen
auf der Zinne der Festungen wehen soll. Das sind, unserer Meinung nach,
die allein möglichen, allein praktischen und zielentsprechenden Lösungsarten.
Und in der That, wollte Ew. Durchl., wie Sie selber sagen, doch nur den
serbischen Geist beruhigen und die Spannung verschwinden lassen, — und
auf welche positivere Art könnte dic hohe Pforte ihr Vertrauen bezeugen, als
wenn sie das Obercommando über die Festungen Ew. Durchl. überträgt?
Indessen hat Se. Majestät auf eine noch klarere Art sein Vertrauen bezeugen
wollen, indem er den dritten Lösungsmodus wählte. Und so befahl mir
mein erhabener Herr Ew. Durchl. diese glückliche Lösung anzuzeigen — eine
Lösung, welche — dessen sind wir gewiß — ein kostbares Unterpfand für
das hohe kaiserliche Wohlwollen, wie für das Vertrauen, welches Se. Majestät
in Ihre Treue setzt, bildet. Sie werden gewiß verstehen zu erwahren und
zu verwirklichen die Versicherungen, denen Sie im Briefe, worauf ich zu ant-
worten die Ehre habe, Ausdruck gaben. Da Ew. Durchl. uns verständigten,
daß Sie willens seien auf einige Zeit nach Konstantinopel zu kommen, so
wird die kaiserliche Regierung die Ankunst Ew. Durchl. hier abwarten, um
mit Ihnen über die Einzelheiten dieser Anordnung sich zu verständigen.“
5. März. (Rumänien). Die II. Kammer ertheilt dem Ministerium
10.
13.
Ghika mit 59 gegen 56 Stimmen ein Tadelsvotum. Dasselb:
verlangt seine Entlassung.
„ (Aegpyten). Nubar Pascha langt in außerordentlicher Mission
in Konstantinopel an, um für Aegypten ähnliche Concessionen, wie
sie Rumänien und Serbien von der Pforte bereits zugestanden
wurden, in Anspruch zu nehmen.
„ (RNumänien). Nachdem die Versuche, ein Fusionsministerium
zu bilden, gescheitert sind, kommt endlich ein rein radicales Ministe-
rium zu Stande, in dem Cretzulesco den Vorsitz, Golesco das
Aeußere und Joan Bratiano das Innere übernimmt.