Uebersicht der Ereignisse des Jahres 1867.
Man ist in Deutschland seit dem Wiederaufwachen der Be-Deutsch-
wegung für eine Reform der Bundesverhältnisse und des Rufs nach
Parlament und Centralgewalt vielfach der Ansicht gewesen, daß die
deutsche Frage lediglich eine innere Angelegenheit der Nation sei und
daß das Ausland nicht nur nicht berechtigt sei, sich in dieselbe ein-
zumischen, sondern daß dieß auch ernstlich kaum zu befürchten stehe.
Zwei Momente mögen zu dieser Anschauung hauptsächlich geleitet
haben. Einmal nämlich war sie von dem Bewußtsein getragen,
daß die deutsche Nation zunächst und in erster Linie eine bessere
Ordnung ihrer rein inneren Zustände anstrebe als deren sie sich
unter dem alten Bundestage erfreute und daß, wenn sie allerdings
außerdem auch eine andere Stellung nach außen verlange, die
deutsche Nation doch unter allen Umständen nur defensive Zwecke im
Auge habe und nicht daran denke, irgend einen ihrer Nachbarn an-
zugreifen. Das andere Moment mochte die Ueberzeugung bilden, daß
keine Macht es wagen, keine Macht auch stark genug sein würde,
dem entschlossenen Willen einer Nation von vierzig Millionen Seelen
entgegenzutreten. Die praktischen Politiker waren kaum jemals dieser
Ansicht und täuschten sich darüber auch nicht einen Augenblick, daß
einer Lösung der deutschen Frage von außen zum mindesten ebenso
große Schwierigkeiten entgegenständen, wie in den inneren Verhält-
nissen. Freilich so weit es sich nur darum handelte, ein deutsches
Parlament zusammenzurufen, mochten die Großmächte vorerst ganz
ruhig bleiben; darüber hatte sie die Erfahrung hinreichend belehrt