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Ueberbcht der Erekgnisse des Jahres 1867.
Merico. Mexico fallen und war nur noch bemüht, seine Würde zu wahren
und sich wenigstens, wann und wie es ihm conveniren möchie,
zurückziehen zu wollen. Auch das mißlang den wenig diploma-
tischen, ziemlich ungeschlachten Republikanern gegenüber. Bevor
noch das Jahr 1866 zu Ende ging, wußte alle Welt, daß die
französische Fahne in Wahrheit vor, dem wiederhergestellten Sternen-
banner der Union weiche und darauf verzichtet habe, der lateinischen
Race auch jenseits des atlantischen Oceans einen Stützpunkt schaffen
und dem allmäligen, aber sichern Fortschreiten der angelsächsischen
Race, wie der Kaiser seiner Zeit offen erklärt hatte, einen Damm
entgegen setzen zu wollen. Umsonst hoffte Napoleon, den unglück-
lichen, verrathenen und verlassenen Kaiser Max zur Abdankung zu
bewegen, um sich selber mit Juarez und den Seinen verständigen zu
können. Es mißlang: der ritterliche Sprosse des ältesten europäi-
schen Fürstenhauses wollte die Folgen seines kühnen Schrittes auch
selber tragen und nährte bis zuletzt die trügerische Hoffnung, die
Mexicaner von der Reinheit seiner Absichten überzeugen zu können.
Da waren die Franzosen nur noch bemüht, sich selbst zu retten, nichts
weniger als sicher, nur selber ohne Schlappe davonzukommen. Doch dieß
gelang ihnen. Bis zum 20. Jan. 1867 hatten sie den ganzen Nor-
den Mexico's geräumt und sich theils in der Hauptstadt concentrirt,
theils staffelförmig zwischen dieser und Veracruz, wo sie sich einschifsen
mußten, aufgestellt. Am 6. Febr. räumten sie auch die Hauptstadt
und zogen in geschlossenen Massen Veracruz zu, wo alsbald die Ein-
schiffung begann und glücklich vollzogen werden konnte. Am 8. März
verließen die letzten Transportschiffe Veracruz und schwamm die ganze
Expedition auf dem Ocean wieder der Heimath zu. Weil das mexi-
canische Kaiserthum seinen Frankreich gegenüber eingegangenen finan-
ziellen Verpflichtungen zu genügen, wie vorauszusehen war, außer
Stande war, hatte Napoleon sich für berechtigt gehalten, den mit
dem damaligen Erzherzoge abgeschlossenen Vertrag von Miramare auch
seinerseits nicht zu halten und Maximilian, der den Kaiserthren aus
der Hand Napoleons und im Vertrauen auf seinen mächtigen Schutz
in Empfang genommen, blieb seinem Schicksal überlassen, aber nicht
nur Max, sondern auch all die zahlreichen Franzosen, die sich dert
niedergelassen, und all die zahlreichen Interessen, die sie unter dem Schutze
der franz. Waffen angeknüpft hatten. Von allen ihm vorgespiegelten