514 Urbersicht der Ereigulse des Jahres 1867.
Cuglan. zweites Beispiel bietet und kaum auch je wieder bieten wird. Die
Parlamentsreformen von 1832 und von 1867, die, obwohl durch
einen langen Zwischenraum getrennt, doch beide, wenn auch nicht buch-
stäblich, in die Regierungspcriode der Königin Victoria fallen, bieten sich
die Hand und bilden die ersten Marksteine dieser neuen Entwickelung.
Die Parlamentsreform von 1832 erschien damals den Augen
nicht bloß derer, die sie bekämpft, sondern selbst derer, die sie bean-
tragt und durchgesetzt hatten, lange nicht so bedeutend, als sie es in
Wahrheit war. Eine nicht allzu bedeutende Erweiterung des Wahl-
rechts, die Beseitigung einer Anzahl sog. verrotteter Wahlflecken und
die Uebertragung ihrer Parlamentssitze auf eine Reihe einst kleiner,
nachgerade aber groß und reich gewordener Fabrik= und Handels-
städte war im Grunde alles, was sie zu bringen schien und mancher
Radicale mochte denken: Viel Lärmen um Nichts. Eine Reform
und zwar scheinbar eine sehr bescheidene Reform, keine Revolution,
war ihre Tragweite dennoch und nicht bloß für England viel größer,
als die mancher Revolution im Laufe der letzten fünfzig Jahre,
deren Echo augenblicklich durch ganz Europa dröhnte, ohne darum
mehr zu sein als ein einzelnes, vielleicht sehr untergeordnetes Glied
in der Entwickelung des betreffenden Staates und noch mehr in der-
jenigen Europas. Die englische Reformacte von 1832 dagegen ver-
änderte zunächst sehr wenig in der äußern Physiognomie des Parla--
ments, indem sie lediglich den Kreis der Aristokratie etwas erweiterte,
den alten Elementen derselben ein neues einfügte. Trotzdem wurde
dadurch die alte historische Verfassung Englands in ihren tiefsten
Wurzeln erschüttert. Das neue Element war eben ein ganz anderes
als diejenigen, die ihm damals ihre Reihen öffneten und machte sich
schnell gewaltigen Raum. Jene Reform war es, die damals zuerst
den Cobden, Brights rc. die Pforten des Parlaments öffnete. Diese
Männer waren ihrer ganzen Lebensstellung nach keine Demokraten
und keine Nevolutionärs, was man damals und heute noch Demo-
kraten und Revolutionärs zu nennen gewöhnt ist, sondern durchaus
auch ihrerseits Aristokraten, wenn auch Aristokraten entschieden an-
derer Art, als sie England bisher unter seinen sog. oberen Zehn-
tausend gekannt und anerkannt hatte. Damals wurden sie im Par-
lament mehr nur geduldet und ihr Einfluß war in den ersien
Jahren ein sehr beschränkter und sehr untergeordneter. Aber das