Full text: Europäischer Geschichtskalender. Achter Jahrgang. 1867. (8)

Uebersicht der Crtignisse des Aahres 1867. 515 
Senfkorn von damals ist heute zu einem Baume geworden; schon ###gland. 
damals waren sie die Repräsentanten einer Macht, die heute das 
Parlament und das Land beherrscht. Auch die Cobden, die Bright 2c. 
waren Aristokraten, was man im Allgemeinen so zu neunen pflegt, 
aber wie gesagt anderer Art, als wie sie bisher im Parlament saßen. 
Ihr Fundament und ihre Berechtigung lag nicht in altem und ge- 
festigtem Grundbesitz, wie die ihrer nunmehrigen Collegen im Unter- 
und Oberhause, sondern in neu erworbenen Mobilwerthen. Diese 
Mobilwerthe aber sind zum Angelpunkte unserer Zeit geworden und 
daraus erwuchs ihre Macht. Im Mittelalter und bis tief herab in 
die neuere Zeit bildete der Grundbesitz weitaus die größte Masse 
des Nationalreichthums und verschwand neben ihm der Werth des 
mobilen Vermögens als mehr oder weniger unbedeutend; allmälig 
ist das jedoch anders geworden und das Verhältniß ändert sich fort- 
während zu Gunsten des letzteren und zwar nachgerade nicht mehr 
in arithmetischer, sondern in geometrischer Proportion. Auch der 
Werth des Grundbesitzes ist in fortwährendem Steigen begriffen, 
aber im Verhältniß zum Anwachsen des mobilen Vermögens erscheint 
er nicht bloß als stationär, sondern sogar als auf dem Rückgang 
begriffen, weil die Vermehrung und Verbesserung des Grundbesitzes 
innerhalb eines gegebenen Staats naturgemäß eine beschränkte und 
begrenzte ist, während die Schaffung mobiler Werthe in unserer 
Hand liegt und ihre Vermehrung eine so zu sagen unbegrenzte ist. 
Dem Ueberwiegen des Grundbesitzes in der Summe des National- 
reichthums entsprach das Ueberwiegen der grundbesitzenden Aristokratie 
und erst mit dem Fortgang der Entwickelung und dem Emporkommen 
großer Mobilvermögen trat ihr eine andere Art von Aristokratie an 
die Seite, die Aristokratie der in England sehr bezeichnend sog. 
Baumwolllords. Aber die hochmüthige Geringschätzung, die in dieser 
Bezeichnung lag, hielt nicht lange vor und war ein sehr gebrechlicher 
Trost. Die Baumwolllords, welche die grundbesitzenden Lords und 
ihre Sippen neben sich im Rathe und im Regimente dulden mußten, 
blieben nicht nur, sondern es wurden und werden ihrer immer meh- 
rere und hinter den Baumwolllords wächst zahlreicher und immer 
zahlreicher eine gleich geartete Gentry aus der Erde und hinter dieser 
stehen wieder andere, vielleicht noch klein und schwach, aber thätig 
und sparsam und darum im Wachsen begriffen und knickt auch hie 
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