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Vebersicht der Ereignisse des Jahres 1867.
Deunch-gend eine andere Organisation verlangt. Jetzt war die Zeit dazu
land.
Frank-
reich.
gekommen. Graf Bismarck beantragte demnach, die Zollgesetzgebung
den Regierungen und der Vertretung der Nation gemeinsam zu
übertragen und zwar im Anschlusse an den norddeutschen Bund
mittelst einer Verstärkung des Bundesraths durch süddeutsche Re-
gierungsbevollmächtigte, des Reichstags durch eine verhältnißmäßige
Zahl süddeutscher Abgeordneter, die wie dieser durch das allgemeine
Stimmrecht gewählt werden sollten. Ein dießfälliger Präliminar=
vertrag wurde vorgelegt und von Baden und Württemberg sofort,
von Hessen wenige Tage später unterzeichnet, Bayern allein äußerte
Bedenken, nahm ihn bloß ad referendum und schickte bald darauf
einen speziellen Abgesandten nach Berlin, um bessere Bedingungen
zu erzielen. Wirklich erhielt es 6 statt 4 Stimmen im Bundes-
rathe und die Concession, daß der erweiterte Reichstag Zollparlament
heißen und sein Büreau eigens bestellen solle. Noch in demselben
Monat traten dann die Bevollmächtigten sämmtlicher Zollvereins-
staaten in Berlin zusammen und schlossen auf Grund des Präli-
minarvertrags vom 4. Juni am 8. Juli die definitiven Verträge
ab. Es standen nur noch die Ratificationen der süddeutschen Land-
tage aus, die, wie wir später sehen werden, noch zu einem letzten,
entscheidenden Kampfe führten.
Kaum hatte Graf Bismarck den Präliminarvertrag vom
4. Juni abgeschlossen, so war er inzwischen mit König Wilhelm
nach Paris gegangen, wo Kaiser Alexander von Rußland bereits
einige Tage früher angelangt war. Kaiser Napoleon hatte nämlich
dort eine neue Weltindustrieausstellung eröffnet und dazu Ein-
ladungen an alle Höfe Curopas ergehen lassen. Der Luxemburger
Handel schien dem großartigen Unternehmen einen Augenblick cin
jähes Ende bereiten zu wollen. Glücklicher Weise verzog sich das
Gewitter schnell und machte einer friedlichen Wallfahrt nach Paris,
der „Hauptstadt der Civilisation“ Platz. Die Fürsten namentlich eilten
fast sammt und sonders dahin, um der Industrie, die dort ihre Triumphe
feierte, ihre Achtung und dem Kaiser der Franzosen ihre freundlichen
Gesinnungen zu bezeugen. Drei Monate lang folgte sich die lanze
Reihe gekrönter und sonst fürstlicher Häupter und zu ihrer Verherr-
lichung schloß sich in der französischen Hauptstadt ein glänzendes
Fest an das andere. Die öffentliche Meinung sah die Fürsten