Uebersicht der Ereignisse des Jahres 1667. 569
diejenige Preußens inbegriffen entscheiden würde, ist wohl keinen Augen= Oester-
blick zweifelhaft. Preußen aber würde wohl eine Bedingung stellen r
und Oesterreich würde sie, so weit es von ihm abhängt, vermuth-
lich ohne das mindeste Bedenken zugestehen und diese Bedingung
wäre, daß die süddeutsche Frage gelöst und aus dem Zoll= ein Voll-
parlament gemacht werde. Es sind das allerdings vorläufig
noch bloße Combinationen, aber sie scheinen den realen Ver-
hältnissen zu entsprechen, den Verhältnissen, wie sie jetzt liegen.
Was die Zukunft bis dahin hringen mag, läßt sich natürlich nicht
berechnen.
So nahe liegt die Eventualität allem Anschein nach nicht. Rußkand.
Die orientalische Frage hat trotz des cretischen Aufstandes und trotz
der dießfälligen Verhandlungen der Mächte geruht und ruht noch
immer. Rußland war allerdings fortwährend bemüht, den glimmenden
Funken nicht ausgehen zu lassen, ihn vielmehr auf verschiedenen
Punkten mit allen Mitteln immer neu anzufachen, aber darüber
hinaus ist es nirgends gegangen, froh, von Seite Europas wenig-
stens gegenüber Polen vollkommen freie Hand zu haben. Es be-
nützte sie dazu, um dem Königreich Polen auch formell ein Ende zu
machen, wie es ihm schon vorher thatsächlich ein Ende gemacht hatte.
Ein kais. Ukas hob die bisher in Warschau bestehende besondere Re-
gierung auf und verfügte deren Vereinigung mit den russischen Mini-
sterien in Petersburg. Das Land selbst wird offiziell vielfach nicht mehr
Polen genannt, sondern als das Weichselland bezeichnet. Keine ein-
zige der europ. Regierungen protestirte auch nur gegen die Maßregel.
Daneben hatte die schon zeither gegen Polen überhaupt befolgte Po-
litik Rußlands ihren ungestörten Fortgang. Die kath. Kirche wurde
in jeder Beziehung so weit nur immer möglich beschränkt, ihr Ver-
kehr mit Rom gehemmt und die griechisch-unirte Kirche, wo es an-
ging, einfach wieder in die griechisch-orthodoxe umgewandelt. In den
sog. westlichen Provinzen wurde in der förmlichen Ausrottung des
polnischen Elements mit Erfolg fortgefahren. Nicht nur in diesen,
sondern auch im eigentlichen Polen wurden die Beamten rücksichtslos
russifizirt; die Zahl der einfach entlassenen polnischen Beamten wurde
schon Ende 1867 auf 3000 angegeben. Rußland erklärte dieses
Vorgehen gegen die Polen einfach für eine Nothwendigkeit, während
sein Mund zu derselben Zeit gegenüber den Candioten, Bulgaren,