Frankreich. 325
sind in entsprechender Weise dotirt; die Vizinalwege. sind im Bau begriffen;
der Unterricht in allen seinen Stufen erhält nach wie vor eine glückliche Ent-
faltung und wir können, Dank der zeitweisen Erhöhung der Einnahmen, bald
alle unsere Sorgfalt auf die Verminderung der öffentlichen Lasten richten.
Der Augenblick nähert sich, wo, zum dritten Male seit der Gründung des
Kaiserreichs, der gesetzgebende Körper sich durch die Wahlen erneuern wird,
und, eine bisher unerhörte Sache, er wird jedesmal die seinem. Mandate gesetz-
lich bestimmte Grenze erreicht haben. Diese Regelmäßigkeit in der Gesetz-
gebung ist der Eintracht zu danken, die immer unter uns bestanden hat, und
dem Vertrauen, welches mir die Ausübung des allgemeinen Stimmrechtes
einflößt. Die Volksmassen sind ausdauernd in ihrem Glauben, wie in ihrer
Anhänglichkeit, und wenn edle Leidenschaften sie zu erheben vermögen, so regen
Sophismus und Verläumdung kaum ihre Oberfläche auf. Gestützt durch
Ihre Zustimmung und Ihre Beihilfe bin ich est entschloffen, in dem Wege
zu verharren, den ich mir vorgezeichnet habe, d. h. jeden wahrhaften Fort-
schritt anzunehmen, aber zugleich auch außerhalb aller Discussion die Grund-
lagen der Constitution, welche das nationale Votum vor jedem Angriffe sicher-
gestellt hat, zu erhalten. „Man erkennt den Baum an den Früchten, welche
er trägt“, sagt das Evangelium; wohlan, wenn man einen Rückblick auf die
Vergangenheit wirft, wo ist die Regierung, welche Frankreich 17 Jahre der
Ruhe und stets wachsender Wohlfahrt gegeben hat? Gewiß, jede Regierung
ist dem Irrthume unterworfen und das Glück lächelt nicht allen Unterneh-
mungen; allein, was meine Stärke ausmacht, das ist, daß die Nation nicht
in Unkenntniß darüber ist, daß ich seit zwanzig Jahren keinen einzigen Ge-
danken gehegt, nicht eine Handlung vollbracht habe, welche zum Beweggrunde
nicht die Interessen und die Größe Frankreichs gehabt hätte. Frankreich weiß
ebensowohl, daß ich der Erste gewesen bin, der eine strenge Controle in der
Führung der Geschäfte gewollt, daß ich aus diesem Grunde die Befugnisse
der berathenden Versammlungen vermehrt habe, überzeugt, daß die wahre
Stütze einer Regierung in der Unabhängigkeit und der Vaterlandsliebe der
großen Staatskörperschaften liegt. Diese Session wird neue Dienste denjenigen
hinzufügen, welche Sie dem Lande bereits geleistet haben. Bald wird die
Nation in ihren Comitien die Politik gutheißen, welche wir befolgt haben.
Sie wird abermals durch ihre Wahlen kundgeben, daß sie keine Revolution,
sondern daß sie die Geschicke Frankreichs auf die innige Verbindung der Macht
und der Freiheit stützen will“.
20. Jan. Ein kaiserliches Decret ernennt die Minister des Innern und
der Justiz zu Regierungscommissären für die ganze Dauer der
Session des gesetzgebenden Körpers, die übrigen Minister nur für
die Berathung des Budgets.
25. „ Der Staatsrath entscheidet dafür, daß in Zukunft die Budgets
von Paris und Lyon alljährlich dem gesetzgeb. Körper zur Geneh-
migung vorgelegt werden sollen.
27. „ Die Journalistentribüne wird im Sitzungssaale des gesetzgeb.
Körpers wiederher gestellt.
„—28. „ Gesetzgeb. Körper: Die Bureaux lassen die Interpellation
Benoist (Rechte) über den Mißbrauch des Versammlungsrechtes zu,
weisen dagegen diejenigen Bethmonts (Linke) und Buffets (linkes
Centrum) zurück. Debatte darüber.
In zwei Bureau waren die Stimmen getheilt und es entsteht nun die Frage,
ob in denselben nochmals abgestimmt werden solle. Rouher erklärt sich mit