Full text: Europäischer Geschichtskalender. Zehnter Jahrgang. 1869. (10)

Pußland. 41 
weitigen Anstellung. Die Mitglieder des Consistoriums dagegen sind ihrer 
Besoldungen verlustig erklärt und die Kathedralkirche wird in eine russisch-orthodoxe 
Pfarrkirche umgewandelt. Am 3. Oct. findet auch wirklich der erste russische 
Gottesdienst in derselben statt. 
— Juli. Die Regierung untersagt den kath. Bischöfen die Theilnahme 
an dem bevorstehenden römischen Concil. 
12. Aug. Die officiellen Blätter erklären, daß der Aufstand der Kirgisen 
unterdrückt sei. 
13. „ Der Kaiser geht zum Sommeraufenthalt nach Livadia, wo er 
den Besuch des Fürsten Karl von Rumänien erhält. 
— „ (Westl. Gouv.). Die Einführung der russischen Sprache in 
den kath. Gottesdienst, obgleich von den Behörden eifrig betrieben, 
macht doch nur geringe Fortschritte. Nur selten hat die russische 
Presse die Genugthuung, berichten können, daß wieder ein katholischer 
Geistlicher eine russische Predigt gehalten habe. 
12. Oct. Der Emir von Bochara läßt in St. Petersburg anzeigen, 
daß er eine Gesandtschast mit Geschenken (Tribut) an den Czaar 
dahin absende. 
24. „ (Polen). Eröffnung der russificirten Universität Warschau. 
2. Nov. Der Kaiser empfängt die bocharische Gesandtschaft, an deren 
Spitze der Sohn des Emir selber steht und nimmt die Geschenke 
(den Tribut) derselben entgegen. 
16. „ (Ostseeprovinzen). Ein kais. Ukas bestimmt, daß sämmtliche 
Unterrichtsanstalten des Dorpater Lehrbezirks ihre amtlichen Correspon- 
denzen sowohl unter einander als mit anderen Behörden ausschließ- 
lich in russischer Sprache zu führen haben. 
8. Dec. Feier des hundertjährigen Jubiliäums des St. Georgs-Ordens. 
Der Kaiser ertheilt dem König von Preußen, der seit 1841 den 
Orden 4. Klasse schon besitzt, denjenigen 1. Klasse. Derselbe wird 
statutengemäß nur für eine gewonnene Schlacht ertheilt. Unter dieser 
kann in diesem Fall nur Sadowa gemeint sein. Der Schritt macht 
daher großes Aufsehen in ganz Europa. 
Telegramm des Kaisers an den König: „Ich danke Ihnen herzlich 
für Ihren freundlichen Brief, den mir Prinz Albrecht übergeben hat. Indem 
wir uns zu unserer militärischen Feier anschicken, bitte ich Sie im Namen 
aller Ritter des Georgen-Ordens die erste Klasse dieses Ordens anzunehmen, 
welcher Ihnen mit Recht gebührt und den wir mit Stolz auf Ihrer Brust 
sehen werden. Empfangen Sie denselben als einen neuen Beweis der Freund- 
schaft, die uns vereinigt und auf den Erinnerungen an jene große uns ewig 
denkwürdige Epoche beruht, in welcher unsere verbündeten Armeen für einen 
gemeinsamen und heiligen Zweck kämpften. Zugleich habe ich mir erlaubt,
	        
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