6 Allgemeine Chronik.
die Wahlen für die in Bordeaux zu eröffnende Nationalversammlung auf den
8. Februar an.
31. Jan. (Deutsch-franz. Krieg.) Der franz. Ostarmee Bourbaki ist der Rückzug
von den Deutschen gänzlich abgeschnitten und sie ist im jämmerlichsten Zustande.
Bourbaki selber hat einen Versuch gemacht, sich zu entleiben. Gen. Clinchant
tritt an seine Stelle und schließt mit dem Schweizer General Herzog eine
Convention behufs Uebertritt auf Schweizergebiet ab.
„ „ (Oesterreich Ungarn.) Oesterr. Delegation: Neue Debatte über die ausw.
Politik; Enthüllungen Giskra's über Preußens Politik im J. 1866.
„ „ (Frankreich.) Die Regierungsdelegation in Bordeaux unter Gambetta
erklärt sich für Fortsetzung des Krieges, erläßt indeß doch die nöthigen An-
ordnungen für die Wahlen zur Nationalversammlung, will aber ganze zahl-
reiche Categorien von Bürgern vom Wahlrecht ausschließen.
„ „ (Türkei.) Der fällige Januarcoupon der rumänischen Eisenbahnobligationen
wird weder von dem Consortium Strousberg noch von der rumänischen Re-
gierung bezahlt.
1. Februar. (Deutsch-franz. Krieg.) Die ganze franz. Ostarmee mit allem ihren
Kriegsmaterial tritt im Neuenburgischen im elendesten Zustande auf Schweizer-
gebiet über, wird entwaffnet und rasch auf die einzelnen Cantone vertheilt.
2. „ (Frankreich.) Der deutsche Reichskanzler protestirt nach Paris und nach
Bordeaux gegen das Decret Gambetta, das ganze große Categorien Bürger
von der Wahl zur Nationalversammlung ausschließen will. Die Pariser
Regierung muß die Reclamation für begründet anerkennen und erläßt dieß-
bezügliche Weisungen nach Bordeaux.
4. „ (Deutschland: Preußen.) II. Kammer: genehmigt eine Gesetzesvorlage,
welche die oberste Leitung des Volksschulwesens in Hannover von dem Consi=
storium auf den Staat überträgt. Das Herrenhaus verwirft sie dagegen
(am 15. Febr.)
„ „ (Oesterreich-Ungarn.) Die beiden Delegationen einigen sich über die
in ihren Beschlüssen obwaltenden Differenzen.
„ „ (Frankreich.) Der gefangene Kaiser Napoleon erläßt von Wilhelmshöhe
eine Proclamation an die Franzosen.
6. „ (Luxemburg) entzieht dem franz. Consul das Exequatur.
„ „ (Frankreich.) Gambetta fügt sich der veränderten Sachlage und der in
Folge des Uebertritts der Ostarmee auf Schweizerboden selbst in Bordeaux
umgeschlagenen Stimmung und nimmt seine Entlassung.
7. „ (Oesterreich-Ungarn: Oesterreich.) Entlassung des Ministeriums Potozki
und Berufung eines völlig außerparlamentarischen Ministeriums Hohenwart-
Schäffle. Die öffentliche Meinung in Deutsch-Oesterreich nimmt das neue
Ministerium sofort mit dem äußersten Mißtrauen auf.
„ „ (Frankreich.) Die Regierung beschließt, daß bei den bevorstehenden Wahlen
für die Nationalversammlung nur die Glieder der Familie Bourbon, Orléans
und Bonaparte vom Wahllrecht ausgeschlossen seien.
8. „ (Frankreich.) Allgemeine Wahlen in ganz Frankreich für die National-
versammlung, die in Bordeaux zusammentreten soll. Auch in den occupirten
Departements, ja selbst in Elsaß-Lothringen lassen die deutschen Autoritäten
frei wählen. In Folge davon fallen die Wahlen in Elsaß-Lothringen in aus-
schließlich französischem und republicanischem Sinne aus. Im übrigen Frank-
reich werden dagegen viele Legitimisten und Orleanisten, Hr. Thiers wird mehr
als zwanzigmal gewählt. Unter den Gewählten befinden sich auch die Prinzen
von Aumale und von Joinville.
9. „ (England.) Eröffnung der Parlamentssession. Thronrede der Königin.
Dieselbe kündigt eine wesentliche Reform des Militärwesens an.