Spanien. 337
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. Oct. Wiederzusammentritt der Cortes. Am Abend treten etwa 120
Abgeordnete der Mehrheit zusammen, um über die Wahl des Kammer-
präsidiums zu berathen. Zorilla bezeichnet Rivero als den Candidaten
des Ministeriums. Sagasta bekämpft den Vorschlag und erklärt,
seine eigene Candidatur nur dann zurückziehen zu wollen, wenn Rivero
dasselbe thue.
2. „ Der König kehrt, überall auf's beste aufgenommen, selbst in Va-
lencia, Barcelona und Saragossa, von seiner Nundreise nach Madrid
zurück.
3. „ Cortes: Wahl des Kammerpräsidiums: durch eine Coalition der
verschiedenen der Regierung und der neuen Ordnung der Dinge über-
haupt feindlichen Parteien siegt Sagasta mit 123 Stimmen über den
Regierungscandidaten Rivero, der nur 111 erhält. Das Ministerium
Zorilla verlangt vom König sofort seine Entlassung.
5. „ Bildung eines neuen Ministeriums. Sagasta übernimmt die
Leitung der Regierung noch nicht selber. Das neue Cabinet unter
Malcampo besteht vielmehr aus bisher ziemlich unbekannten, mittel-
mäßigen Größen, die aber dem conservativen, sagastinischen Theile der
progressistischen Partei angehören. Dasselbe erklärt, im wesentlichen
durchaus die Politik seiner Vorgänger fortsetzen zu wollen.
20. „ Die Spaltung der progressistischen Partei in zwei Fractionen unter
Sagasta und unter Zorilla ist eine vollendete Thatsache. Beide er-
lassen Manifeste „an die Partei und an die Nation“". Das Manifest
Sagasta zählt die Unterschrift von 47 Deputirten und 14 Senatoren,
das Manifest Zorilla die von 141 Deputirten und Senatoren.
10. Nov. Cortes: Nach 25 tägigen Verhandlungen über die Haltung des
Cabinets Malcampo gegenüber der Internationalen erhält dasselbe eine
Art Vertrauensvotum mit 191 gegen 83 Stimmen. Die Mojorität
besteht aus 54 Sagastinern, 53 Carlisten, 11 Alphonsisten und 71
Unionisten, woraus sich ergibt, daß das Ministerium Malcampo nur
durch Verbindung mit den Unionisten und mit den reactionären Par-
teien sich zu halten vermag.
13. „ Cortes. Ein von Mitgliedern der democratischen und progessisti-
schen Partei eingebrachtes Mißtrauensvotum gegen die Regierung be-
sagt: „Die Cortes sehen mit Mißvergnügen die Fortdauer einer Re-
gierung, die weder eine größere Partei des Landes repräsentirt, noch
auch den Bestrebungen der Kammer gerecht zu werden sucht.“ Der
Minister des Innern Candau fordert das Haus auf, das Mißtrauens-
votum in Erwägung zu ziehen, damit die Discussion eine möglichst
eingehende sein könne. Das Haus beschließt hierauf mit bedeutender
Mehrheit, das Mißtrauensvotum in Erwägung zu ziehen.
17. „ Cortes: Um dem Ministerium die Möglichkeit zu verschaffen, für
den Fall einer Niederlage die Cortes durch kgl. Decret vertagen zu
lassen, was verfassungsmäßig nur geschehen darf, wenn ihre Versamm-
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