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England.
vorbereitungen eine Zunahme verschiedener Auflagen, wenigstens für eine Zeit
lang, als nothwendig erweisen sollte, so wird Ihre Klugheit und Vaterlands-
liebe sich nicht gegen die Kosten sträuben, solange Sie überzeugt sind, daß der
Zweck von Wichtigkeit und die Wahl der Mittel eine gute ist. Es wird
Ihnen ohne Zeitverlust ein Gesetzentwurf für die bessere Negulirung der Armee
und der Hilfsstreitkräfte der Krone zu Lande vorgelegt werden, und Ich
brauche Ihnen denselben kaum zur sorglichen unparteiischen Erwägung zu em-
pfehlen. — Ich hoffe, daß das wichtige Interesse, welches sich gegenwärtig an
die Angelegenheiten des Auslandes knüpft, nicht in bedeutendem Grade der
Thatkraft Abbruch thun wird, mit welcher Sie sich seither dem Werke der
allgemeinen Verbesserung in unserer heimischen Gesetzgebung gewidmet
haben. Ich empfehle auf's neue verschiedene Vorlagen Ihrer Aufmerk-
samkeit über Gegenstände, welche Ich Ihnen während der letzten Session vor-
gelegt zu sehen wünschte, für die indessen in der kurzen Zeit, die nach Erledi-
gung der Hauptangelegenheiten übrig blieb, keine endgiltige Erledigung mög-
lich war. Ich beziehe Mich hauptsächlich auf die Vorlagen über die religiösen
Beschränkungen an den Universitäten Oxford und Cambridge, über die Kirchen-
titel, über die Gewerkvereine, über die Gerichtshöfe und Appellinstanzen, über
die Ausgleichung der Localabgaben und die Wirthshausconcessionen. Die
Untersuchung des Unterhaus-Ausschusses über geheime Wahlabstimmung ist
vollendet, und es wird Ihnen ehestens eine Vorlage über die Einführung ge-
heimer Wahlabstimmung vorgelegt werden. — In Schottland erwartet
man angelegentlichst einen Gesetzvorschlag über die Elementarschulen. —
Die Lage Irlands bezüglich der agrarischen Verbrechen hat im ganzen einen
befriedigenden Gegensatz zu der Verfassung des Landes im vorhergehenden
Winter gewährt, doch liegen immer noch schmerzliche, wenn auch vereinzelte,
Ausnahmen vor. Um die besten Ergebnisse der großen Gesetzarbeiten der zwei
letzten Sessionen, welche so frisch erst in Wirksamkeit getreten sind, und welche
so unmittelbare und dringende Ansprüche an die Aufmerksamkeit aller Classen
der Einwohner in sich schließen, zu sichern, ist eine Periode der Nuhe erwünscht,
und Ich habe es deßhalb für klug erachtet im gegenwärtigen Augenblicke Mich
aller Vorschläge zu enthalten, welche zur Erörterung einer politischen Frage
führen könnten, die leicht der Gegenstand eines neuen und ernsten Streites in
Irland werden würde. . .“
Die öffentliche Meinung läßt inzwischen keinen Zweifel darüber, daß die
Popularität des Ministeriums Gladstone nachgerade entschieden ins Schwanken
gerathen ist. Die Reconstruction des Cabinets in Folge des Austritts von
Bright, wobei der alte Whiggeist den Sieg davon trug über den bürgerlichen
Liberalismus, hat die zurückgesetzten unabhängigen Liberalen erbittert und dem
Cabinet entfremdet, während es der berechneten Agitation der Tories gelungen
ist, eine sog. Armee-Reorganisation aufs Tapet zu bringen und dafür auch
die Regierungskreise zu gewinnen. Die Reform, welche die wirklich liberalen
Elemente der Nation verlangen, besteht in der Aufhebung des Offiziersstellen-
kaufs, der Sinecuren und des von dem verantwortlichen Kriegsminister unab-
hängigen Obercommando (horse guards). Die Tories dagegen hoffen einfach
eine Vergrößerung der Armee durchzusetzen, ohne an den Mißbräuchen, welche
zugleich Privilegien der herrschenden Classe sind, zu rütteln und gleichzeitig die
öffentliche Aufmerksamkeit von den gefürchteten Reformen des Ballot, der
Gleichstellung aller Religionsbekenntnisse auf den Universitäten, der liberalen
Ausdehnung des Schulgesetzes u. s. w. abzulenken. Das Cabinet hofft mit
einem Compromiß durchzukommen. Das Geschrei nach Intervention für
Frankreich ist durchaus nicht ernsthaft gemeint; keine Partei verlangt in
Wahrheit eine solche Intervention und die große Mehrheit der Nation ist
überzeugt, daß Englands Neutralität von keiner parlamentarischen Intrigue
erschüttert werden kann.