Frankreich. 405
17. Nov. Die Entwaffnung und Auflösung der Nationalgarde ist in ganz
Frankreich so ziemlich beendigt.
19. „Das Kriegsgericht verurtheilt wegen Ermordung der Generale
Lecomte und Thomas am 18. März d. J. 7 Personen zum Tode.
24. „ Auch in Paris wird der muthwillige Mörder eines preuß. Sol-
daten von der Jury freigesprochen. Die öffentliche Meinung spricht
sich damit ganz einverstanden aus. 1
25. „ Auch P. Gratry unterwirft sich, krank in Montreux, dem vati-
canischen Concil und der Unfehlbarkeit des Papstes. P. Hyacinthe
ist nunmehr der einzige Franzose von hervorragender Bedeutung, der
den Muth hat, bei seiner Ueberzeugung zu beharren und sie nicht
zu verläugnen.
28. „ Die Begnadigungscommission der Nationalversammlung hat die
Gesuche der zum Tode verurtheilten Führer der Pariser Commune,
Rossel, Ferré und Bourgeois, verworfen. Dieselben werden demnach
in Versailles erschossen.
30. „ Auch Gaston Cremieux, der Führer der Marseiller Communebe-
wegung im März l. J. wird daselbst erschossen.
4. Dec. Die Nationalversammlung tritt wieder zusammen.
„ „ Hr. Thiers ernennt den Marquis v. Gontaud--Biron zum Bot-
schafter in Berlin und thut damit den ersten Schritt zur Wiederher-
stellung regelmäßiger diplomatischer Beziehungen mit Deutschland.
Erst nachdem derselbe dann seine Creditive dem deutschen Kaiser
übergeben hat, geschieht dasselbe von Seite Deutschlands und wird
der bisherige Gesandte in außerordentl. Mission, Graf Arnim, als
deutscher Botschafter bei der franz. Regierung beglaubigt.
5. „ Nationalversammlung: Grevy wird neuerdings mit 511 gegen
bloß 10 Stimmen von ihr zu ihrem Präsidenten gewählt. Dagegen
fallen die Abtheilungswahlen entschieden im Sinne der bisherigen
monarchischen Majorität aus.
„ „ Der deutsche Reichskanzler richtet bez. der Freisprechung von muth-
willigen Mördern preuß. Soldaten durch franz. Schwurgerichte eine
sehr scharfe und drohende Note an die franz. Regierung. (s. u. Dtschld.)
„ „ Aumale und Joinville unterhandeln mit Thiers über ihren nun-
mehrigen Eintritt in die Nationalversammlung, indem sie der Ansicht
sind, daß ihr früher gegebenes Wort unter den veränderten Umständen
sie nicht mehr binde. Hr. Thiers ist jedoch nicht dieser Meinung
und beide richten daher Erklärungen an ihre Wähler, nach welchen
sie noch zuwarten wollen, bis „ein höheres Tribunal gesprochen haben
werde." '
7. „Nationalversammlung: Hr. Thiers richtet eine sehr umfangreiche
Botschaft an dieselbe über die gegenwärtige Lage Frankreichs.