Türkei. 449
für das vom Sultan im Princip genehmigte bulgarische „autonome
Eparchet“ entworfene kirchliche Organisationsstatut nebst Wahlordnung
zu prüfen und zu begutachten.
26. Febr. Die kath. Armenier, die sich in Folge des vaticanischen Concils
von Rom getrennt haben, wählen statt der päpstl. Creatur Hassun
einen neuen Patriarchen.
8. März. (Rumänien.) II. Kammer: Eisenbahnfrage. Der Antrag
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der Commission lautet dahin:
alles was in Eisenbahnsachen geschehen ist, möge die Kammer nicht aner-
kennen. Sie möge die Ernennung des Herrn Hambron zum rumänischen
Eisenbahn-Commissarius für verfassungswidrig erklären, die Ausfertigung der
Obligationen für concessionswidrig, ebenso die Ausgabe der Obligationen und
die Verausgabung des erhöhten Geldes. Ferner möge sie erklären, daß auch
der Nachfolger Hambrons, Hr. Steege, seine Vollmachten überschritten habe.
Endlich möge die Kammer erklären, daß der rumänische Staat gar keine
directe Verbindlichkeit den Besitzern der Eisenbahn-Obligationen gegenüber
habe. (Der Sinn des Commissionsberichts ist ungefähr der: daß die Rumänen
sich von deutschem Gelde, deutschen Unternehmern und Ingenieuren Eisenbahnen
bauen lassen und dieselben hinterher nicht bezahlen sollen.)
„ Schlußsitzung der Londoner Conferenz und allseitige Unterzeichnung
des vereinbarten neuen Vertrags bez. des Schwarzen Meeres (s. Beil.).
„ (Rumänien.) II. Kammer: Der Dep. Costaforu bringt den
Antrag ein, die Eisenbahndifferenzen auf dem Rechtsweg auszutragen,
einstweilen aber den Coupon zu bezahlen, um die Staatsgarantie zu
achten und derselben Achtung zu verschaffen.
Dr. Strousberg hat Ausgleichsvorschläge gemacht, wonach er trotz seiner
Klagen gegen die Regierung über den ihm vertragswidrig zugefügten Schaden
unter gewissen Bedingungen den status quo annehmen und den Januarcoupon
zahlen will. Die wesentlichste dieser Bedingungen ist die, daß die Regierung
für die fertigen Linien Roman-Galatz-Bukarest die staatliche Garantie aus-
spreche und die Pläne für die Linie Pitesti-Krajova genehmige. Im Falle
der Nichtannahme seiner Bedingungen will Dr. Strousberg den Coupon nicht
zahlen und seine Rechte energisch geltend machen. Die rumänische Regierung
erklärt diese Vorschläge als nach Form und Inhalt für unzulässig.
„ (Rumänien.) II. Kammer: nimmt mit 69 gegen 62 Stimmen
den Antrag des Generals Fleras an, wonach die Frage der Coupon-
zahlung und die Genehmigung des Bahnbaues dem Schiedsgerichte
zur Entscheidung überlassen, wegen der Herausgabe des Depositums
aber das Consortium Strousberg, der Finanzrath Ambron und der
Bankier Jaques auf dem Rechtswege zu belangen ist, und geht dann
unter Verwerfung aller übrigen Anträge, also auch derjenigen der
Commission, zur Tagesordnung über.
„ (Rumänien.) Crawall gegen die von den Deutschen in Bukarest
veranstaltete Siegesfeier. Der deutsche Generalconsul v. Radowitz tritt
sehr energisch für die Rechte seiner Landsleute ein.
„ (Rumänien.) Das Ministerium Joan Ghika tritt in Folge der
Vorgänge am 22. d. M. und der dabei bewiesenen Schwäche oder
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