Full text: Europäischer Geschichtskalender. Chronik und geschichtlicher Überblick der denkwürdigen Jahre 1870 und 1871. Zweiter Band. (11a)

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Türkei. 
Ferman des Sultans regelt die Beziehungen desselben zu seinem 
Suzerain: Tunis tritt in größere Abhängigkeit von der h. Pforte 
als bisher. 
Gegen die bindenden Verpflichtungen, welche der Bey eingegangen, wird er 
durch die Erblichkeit seiner Würde in seiner Familie, d. h. nach mahomeda- 
nischer Erbfolge-Ordnung des Seniorats (nicht nach europäischer in der Des- 
cendenz nach Erstgeburt), belohnt. Die Regierungen, welche in den letzten 
dreißig Jahren sich in Frankreich folgten, machten sämmtlich kein Hehl daraus, 
daß im Interesse ihres algerischen Besitzes früher oder später Tunis ebenfalls 
französisch werden müsse. In letzter Zeit auch von Italien bedroht, hat der 
Bey in dem engeren Anschlusse an die suzeräne Macht, an „den Beherrscher 
der Gläubigen“, das Mittel gefunden, die Selbständigkeit seines Landes mehr 
zu sichern. Der neue Ferman ändert im Wesentlichen nichts an der bis- 
herigen Stellung von Tunis. Er sichert dem Lande die Freiheit seiner inneren 
Verwaltung, die Autonomie des Beys und die bisher von demselben geübte 
Befugniß, mit fremden Mächten politische Verbindungen zu unterhalten; nur 
ist ihm untersagt, Militär-Conventionen abzuschließen oder Landesabtretungen 
zu bewilligen. Dagegen ist der Bey neuerdings verpflichtet — und hat sich 
bereitwillig dazu verstanden — im Kriegsfalle der Hohen Pforte einen — in 
dem Ferman bezeichneten — Theil seiner Truppen und seiner Flotte zur Ver- 
fügung zu stellen. 
1. Nov. Der päßpstl. Delegat Msggr. Franchi verläßt Konstantinopel wieder 
19. 
mit einem überaus freundlichen Schreiben des Sultans an den Papst, 
in der Sache selbst aber ohne den mindesten Erfolg seiner Mission. 
„ (Rumänien.) II. Kammer: Die Regierung legt derselben den 
mit den Berliner Eisenbahnobligationsinhabern abgeschlossenen Con- 
ventionsentwurf vor. 
17. Dec. (Rumänien.) II. Kammer: beschließt die Wiedereinführung 
27. 
31. 
des Tabaksmonopols. 
„ (Rumänien.) II. Kammer: nimmt den ihr von der Regierung 
vorgelegten Entwurf einer Eisenbahnconvention mit der in Berlin ge- 
bildeten neuen Actiengesellschaft (Gesellschaft Bleichröder) ehemaliger 
Obligationsinhaber in Berathung. Die Mehrheit der Kammercom- 
mission empfiehlt die Annahme des Entwurfs mit einigen Modifica- 
tionen, die Minderheit verlangt dagegen Einlösung der Obligationen 
mit 66 Procent. Die Regierung macht aus der Annahme eine 
Cabinetsfrage und droht im entgegengesetzten Fall mit den ernstesten 
Complicationen mit dem Auslande. Die Vertreter der Pforte, Oester- 
reichs, Rußlands und Englands unterstützen sie darin nachdrücklich. 
„ (Rumänien.) II. Kammer: beschließt nach heftigen Debatten 
mit 81 gegen 49 Stimmen, die Vorlage in Erwägung zu ziehen 
und nimmt in der Sperialdebatte die vier ersten Artikel der Con- 
vention an. 
 
	        
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