Allgemeine Chronik. 11
11. April. [Frankreich.] Der Erzbischof von Paris promulgirt die Dekrete des
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vaticanischen Concils, ohne dafür die gesetzlichen Bestimmungen zu beobachten.
„ (Oesterreich-Ungarn.] Im ungarischen Reichstage hat die Opposition
durch den in Scene gesetzten parlamentarischen Scandal das Zustandekommen
des neuen Wahldgesetzes wirklich verhindert.
„ [Deutsches Reich.] Bundesrath: Württemberg stellt den Antrag auf Ver-
öffentlichung der Verhandlungen des Bundesraths.
([IDeutsches Reich.] Reichstag: Die Petitionscommission wählt bezeichnen-
der Weise den Abg. Gneist (Klosterfrage in Preußen) zum Referenten Über
die Petitionen in Sachen des Jefuitenordens.
„ [LFrankreich] muß die wieder eingeführten Paßplakereien zunächst gegen
England und Belgien, etwos später gegen die Schweiz und Italien und schließ-
lich auch gegen Deutschland wieder fallen lassen. Z„
„ [Deutschland: Bayern.] II. Kammer: Die clericale Partei will alle
außerdeutschen Gesandtschaften mit Ausnahme derjenigen in Wien abschaffen.
Der Antrag wird mit einer nur kleinen Majorität abgelehnt.
„ [Frankreich.] Schluß der Session der Generalräthe. Eine ziemliche An-
zahl derselben hat sich wieder für obligatorischen Schulunterricht und für all-
gemeine Wehrpflicht ausgesprochen. — Gambetta macht eine Agitationsreise
für Auflösung der Nat.-Versammlung und gegen die monarchischen Fractionen
der Nat.-Versammlung.
„ [Schweden.] 1 und II. Kammer: lehnen die beantragte Ausdehnung des
Wahlrechts für den Reichstag vorerst ab.
„ [Spanien.] Der Herzog v. Montpensier erklärt sich nun doch wieder für
die Thronansprüche des Prinzen Alphons, des Sohnes der Exkönigin Isabella.
[Türkei.] Die Pforte löst theilweise den Vertrag mit dem Baron Hirsch
betr. die rumelischen Eisenbahnen und Übernimmt den Bau eines Theils dieser
Linien selber.
„ Htalien.) II. Kammer: Der Unterrichtsminister bringt einen Gesetzes-
entwurf ein, durch welchen der Elementarunterricht für obligatorisch erklärt
werden soll.
„ [Deutschland: Preußen.] Abg.-Haus: Der Finanzminister macht dem-
selben die Mittheilung, daß der Ueberschuß der Einnahmen fber die Aus-
gaben des vorigen Jahrs die Höhe von über 9 Mill. Thlrn. betrage.
„ [Schweiz.] Der Bundesrath setzt die allgemeine Volksabstimmung über
die revidirte Bundesverfassung auf den 12. Mai an und erläßt zugleich eine
Proklamation, in der er das Revisionswerk dem Volke warm empfiehlt.
„ [Norwegen.] Storthing: lehnt die beantragte Einführung des allgemei-
nen Stimmrechts ab.
„ (Spanien.] Schilderhebung der Carlisten in den baskischen Provinzen.
[Deutschland: Bayern.) II. Kammer: schließt die Budgetberathung ohne
Steuererhöhung, obgleich die Erhöhung der Beamtengehalte 3½ Mill. G.
Ftaurt und trotz der größern Ausgaben, welche der Eintritt ins Reich verur-
acht hat.
[Deutschland: Bremen.] Die Bürgerschaft beschließt auf den Antrag des
Senats, wie Mecklenburg, schon jetzt zur Goldwährung und zum Marksystem
Überzugehen.
[Spanlen.]] Eröffnung der Cortes. Die Republikaner und die Radicalen
(Zorillisten) haben ihre Sitze eingenommen, die Carlisten dagegen nicht.
„ ties Neich.] Der Geschäftsträger des deutschen Reichs am päpst-
lichen Hofe, v. Derenthal, theilt dem Cardinal Staatssekretär Antonelli mit,