1. Vortugal.
12. Jan. Eröffnung der Kammern. Thronrede des Königs.
Die Thronrede kündigt einen Plan zur Reform einiger Verfassungsartikel
an, welche, ohne die Natur des Staatsgrundgesetzes zu ändern, die von den
Fortschritten der liberalen Ideen unserer Zeit erheischten Verbesserungen nach
sich führen wird. Ebenso wird die Regierung Gesetzentwürfe über eine aus-
gedehnte Decentralisation der Verwaltung, über den niederen und höheren
Volksunterricht, über die Staatszuschüsse für Cultus und Geistlichkeit und
über Straßenbau vorlegen.
Die wichtigste Ankündigung betrifft offenbar die Verfassungsreform. Doch
verfÜgt das gegenwärtige Ministerium über eine nur geringe Mehrheit in der
Abgeordnetenkammer. In der Pairskammer hat die Regierung sich eine Stütze
durch verschiedene Berufungen gewonnen.
2. April. Die Regierung schließt mit zwei englischen Compagnien eine
Convention ab behufs Herstellung eines Cabels zwischen Lissabon und
Brasilien, das Madeira und Cap Verde berühren soll.
20. „ Da die Regierung in den Kammern nur über eine schwache und
unsichere Majorität verfügt, so hat sie auf die meisten der angekün-
digten Gesetzentwürfe und Reformen verzichten und sich begnügen
müssen, eine Reihe von Steuererhöhungen durchzusetzen, die das dieß-
jährige Deficit von 3000 Contos für das nächste Jahr um 2300
Contos vermindern sollen.
4. Mai. Schluß der Kammersession. Die Negierung hat die Erhöhung
der Salzsteuer, die das Deficit um weitere 300 Contos vermindert
hätte, nicht durchzubringen vermocht. Die Stimmung im Lande ist
indeß eine schon über die beschlossenen Steuererhöhungen sehr unzufrie-
dene und die Regierung hat allerlei Truppendislocationen getroffen,
um Vorfällen wie 1866 vorzubeugen.
26. Juli. In Lissabon wird eine Verschwörung entdeckt, was zu zahlreichen
Verhaftungen Anlaß gibt und zu starken militärischen Vorsichtsmaß-
regeln. Der Hauptangeklagte ist der Marquez v. Angoja. Die