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für eine Expedition disponibel sind, mit ungeübten und schwachen Reserven,
sowie mit einer Reorganisation, die bis jetzt bloß auf dem Papier steht, läßt
sich nur einen Gegner imponiren, der selbst ungerüstet ist und weder Geld
noch Zeit und Lust zum Kriege hat.
15. März. Frankreich kündigt England in aller Form den Handelsvertrag
von 1860.
19. „ Unterhaus: Ein Antrag des republikanisch gesinnten Sir Charles
Dilke auf Rechnungsablegung von der Civilliste der Königin und den
Ausgaben für Hoschargen führt eine stürmische und geradezu scanda-
löse Scene herbei. Der Antrag wird mit allen gegen 4 Stimmen
abgelehnt.
Die Neugierde und die Erwartung des Publikums sind schon von vorn-
herein auf's äußerste gespannt. Die Gallerien sind bis auf das letzte Eckchen
eingenommen. Die Peers haben den ihnen angewiesenen Naum ebenfalls voll-
ständig besetzt, und das Haus selbst ist zum Erdrücken voll. Die Debatte über
den Antrag erhält ein aufregendes Vorspiel, indem Lord Bury mit feier-
lichem Ernste den Eid der Treue verliest, welchen die Mitglieder des Hauses
zu leisten haben, und an den Sprecher die Frage richtet: ob ein Mitglied,
welches sich als Republikaner bekannt habe, wohl seinem Eide treu sei! Die
Erwiderung des Sprechers schneidet diesen Zwischenfall kurz ab, nachdem die
Opposition diese Frage mit einem wahren Beifallssturm aufgenommen hat.
Der Sprecher erklärt einfach: es sei nicht seine Sache, zu bestimmen, was
verträglich oder unverträglich mit dem Eide der Mitglieder sei. Aus dem
Schoße der unabhängig liberalen Partei ertönt Beifall, als er hinzusetzt: er
sehe in dem von Sir Charles Dilke angekündigten Antrage keine Verletzung
des Eides der Treue. Als diese Einleitung beseitigt ist, erhebt sich Sir Char-
les Dilke, um seinen Antrag auf Untersuchung über die verschiedenen Zweige
der Civilliste zu begrünnden. Denjenigen, welchen eine stürmische demokratische
Ansprache erwartet haben, ist eine starke Enttäuschung beschieden, wenigstens
für den Anfang verläuft die Sache sehr ruhig, gesetzt, nüchtern und selbst
trocken. Man hat einem Angriff gegen die Monarchie entgegengesehen, und
der Antragsteller beschränkt sich auf die finanzielle Seite der Frage. Er ent-
schuldigt sich, daß er einige irrige Angaben in der Provinz gemacht, und
weist aus Präcedenzfällen nach, daß in vergangenen Tagen von bedeutenden
Staatsmännern ähnliche Untersuchungen gefordert worden seien, und daß man
ihnen darum keine schlechte Gesinnung zum Vorwurf gemacht habe. Weiter-
hin sucht er darzuthun, daß die Krone manche frühere Besitzungen, welche
eigentlich durch die Civilliste verwirkt seien, wieder an sich genommen und da-
durch ihren Vertrag mit dem Volke gebrochen habe. Am Schlusse bemerkt
der Redner unter einiger Heiterkeit: er bedaure, daß Hr. Dixon die Sache
nicht zur Sprache gebracht habe. Während er unter einem wahren Geheul
das Wort ergriffen hat, wird einiger Beifall von Seiten der unabhängigen
Liberalen bemerklich, als er wieder Platz nimmt. Ihm sind in seinen Aus-
einandersetzungen verschiedene Ungenauigkeiten mituntergelaufen, und Glad-
stone hat unter solchen Umständen in seiner Erwiderung leichtes Spiel. Als
er am Schlusse das Haus auffordert, dem Antrag eine unbedingte Ablehnung
entgegenzusetzen, bricht ein Sturm von Zurufen aus, wie er in solcher Ein-
stimmigkeit nicht oft im Parlament vernommen wird. Doch der eigentliche
Lärm soll erst noch kommen. Kaum hat der Premier Platz genommen, als
Hr. Auberon Herbert, der Bruder des conservativen Grafen v. Carnarvon,
aufsteht, um den Antrag Dilke's zu unterstützen. Nun bricht ein fürchterlicher
Aufruhr aus, indem das Haus, hauptsächlich die Opposition, augenscheinlich
gesonnen ist, ihn nicht zu Wort kommen zu lassen. Sobald Hr. Herbert ein
Wort zu sprechen sucht, bricht ein allgemeines Geheul aus. Tritt allmählich