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TFrankreich.
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geben? Wer wird den Arbeiterklassen die Wohlthat des Friedens, dem Ar-
beiter die Würde seines Lebens, die Früchte seiner Arbeit, die Sicherheit seines
Altexs verbürgen? Ich habe es oft wiederholt: ich bin bereit zu allen Con-
cessionen, die keine Handlungen der Schwäche sein werden. Gott ist mein
Zeuge: ich habe nur Eine Leidenschaft im Herzen: das Glück Frankreichs;
ich habe nur Einen Ehrgeiz, den: meinen Theil zu haben an dem Werke der
Reconstitution, welches nicht das ausschließliche Werk einer Partei sein kann,
sondern das die loyale Unterstützung aller Aufopferungen verlangt. Nichts
wird meine Beschlüsse erschüttern, nichts meine Geduld ermüden, und Nie-
mand wird unter einem Vorwand von mir erlangen, daß ich
zustimmte, der legitime König der Revolution zu werden.“
30. Jan. England erklärt, daß es den Handelsvertrag mit Frankreich als
in Kraft bestehend ansehe bis 12 Monate nach seiner förmlichen
Kündigung; gegen eine Revision der Tarife werde es keine Einwen-
dungen machen, wofern nicht zum Schutzzollsystem zurückgekehrt werde.
2. Febr. Nat.-Versammlung: genehmigt die Kündigung des englischen
Handelsvertrages und bereitet dadurch Hrn. Thiers und „seinen
Ideen“ einen zweiten Triumph; ein Amendement Johnsons, welches
die Kündigung der Verträge vorbehält, zunächst aber die Regierung
lediglich auffordern will, neuerliche Unterhandlungen mit England ein-
zuleiten, um die Vertragstarife „in fiscalischem Sinne“ abzuändern,
wird mit 423 gegen 200 Stimmen abgelehnt.
Der Antrag Duchatel's auf Rückverlegung der Versammlung nach
Paris wird ohne eigentliche Debatte auf stürmisches Andrängen der
monarchischen Parteien mit 377 gegen 318 Stimmen abgelehnt.
Der einzige Redner, den die Rechte eigentlich zum Wort kommen läßt, ist
Vautrain, der am 7. Januar in Paris gewählt wurde und welcher in
seinem Wahlmanifeste versprochen hatte, daß Paris wieder die Hauptstadt
Frankreichs werden würde: Sie haben den festen Willen, die Ruhe und die
Einheit Frankreichs herzustellen; meiner Ansicht nach muß man die Einheit
zwischen Paris und der Provinz wieder herstellen. Wir müussen alle An-
strengungen machen, jede Zwietracht zu beseitigen. Niemand ist ein größerer
Gegner des blutigen Regimes, welches Paris verwüstet hat, als ich; aber
wenn die Versammlung am 15. März in Paris gewesen wäre (Beifall auf
der Linken), so würde das, was wir bedauern, nicht vorgefallen sein. Wenn
Sie da gewesen wären, m. HH., so würde ich zu Ihnen geeilt sein und Sie
herbeigerufen haben. (Gekächter auf der Rechten.) — Eine Stimme auf der
Linken: Der, welcher gelacht hat, ist kein Franzose. — Vautrain: Ich be-
greife diese Unterbrechung nicht. (Unterbrechung.) — Graf de Juigne:
Es sind die Maires von Paris, welche zuerst an der Spitze der Insurrektion
waren. (Lange anhaltende Unterbrechung. Man interpellirt von vielen Seiten.
Eine große Anzahl der Mitglieder verlangt den Schluß der Debatte. Der
Präsident setzt seine Schelle in Bewegung; es dauert aber lange, ehe die
Ruhe wiederhergestellt ist.) — Präs.: Hr. de Juigne! Es ist Ihnen nicht
unbekannt, daß mehrere Pariser Maires Mitglieder der Versammlung sind,
und daß Sie dieselben auf furchtbare Weise beleidigt haben. — de Juigne:
Meine Worte richteten sich nicht an die Maires, welche Mitglieder der Ver-
sammlung sind, sondern an die, welche sich an der Insurrektion betheiligt
haben. (Gewaltige Unterbrechung auf der Linken.) — Präs.: Hr. de Juigne
hat erklärt, daß er die Mitglieder der Versammlung nicht gemeint hat. Nie-
mand darf seine Erklärung in Zweifel ziehen. (Sehr gut! Sehr gutl) —