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Frankreich.
Diese republikanische Form war uns nur gelegentlich durch die Ereignisse auf-
gedrängt worden. Sie ruhte auf Ihrer Weisheit und auf Ihrer Eintracht
mit der Regierung, die Sie auf Zeit gewählt haben. Jetzt blicken alle Par-
teien auf Sie, und alle fragen sich: welche Form Sie wählen werden, um der
Republik jene conservative Kraft zu geben, deren sie nicht entrathen kann. An
Ihnen ist es, diese Form und den rechten Augenblick zu wählen. Das Land
hat Ihnen mit Ihren Vollmachten offenbar die Aufgabe geslellt, es zu retten, in-
dem Sie ihm erst den Frieden, nach dem Frieden die Ordnung, mit der Ordnung
die Wiederherstellung seiner Macht und endlich eine regelmäßige Regierung
verschaffen sollten. Sie selbst haben das ausgesprochen, und demnach ist es
Ihre Sache, die Reihenfolge und den rechten Augenblick für jeden einzelnen
Theil dieses Ihnen anvertrauten rettenden Werkes zu bestimmen. Gott verhüte,
daß wir uns an Ihre Stelle setzen wollten! Aber wenn Sie in dem von Ihnen
bestimmten Moment einige aus Ihrer Mitte erkoren haben werden, um diese
kapitale Aufgabe in Angriff zu nehmen, und wenn Sie dann unsere Ansicht
zu wissen wünschen, so werden wir Ihnen dieselbe ehrlich und entschlossen mit-
theilen. Bis dahin zählen Sie auf unsere innige Hingebung zum Lande, zu
Ihnen, zu jenem herrlichen und unserem Herzen so theuren Ding, welches vor
uns war und nach uns sein wird, zu Frankreich, das alle unsere Anstreng-
ungen, alle unsere Opfer verdient. Eine große, eine entscheidende Session liegt
vor Ihnen; unfrerseits soll es an Eiser, Hingebung und Enischlossenheit für
den Erfolg Ihres Werkes nicht fehlen, welches Gott segne, vollständig und
namentlich dauerhaft werden lasse — ein Glück, das uns seit dem Anbeginn
dieses Jahrhunderts nicht beschieden war!“
Debatte: v. Kerdrel bittet um's Wort. (Unruhe.) Herzog Laroche-
foucauld-Bisaccia: Wir protestiren gegen die Botschaft des Präsidenten
der Republik! (Lärm.) Marquis v. Gouvello und mehrere andere Mitglie-
der der Rechten, eine Gruppe bildend: Wir alle protestiren! v. Kerdrel: Ich
habe die Ehre, zu beantragen, daß eine Commission zur Prüfung der Bot-
schaft des Hrn. Präsidenten der Nepublik ernannt werde. Ich bitte, diesen
Antrag als dringlich anzuerkennen, und zwar im Sinne der Geschäftsordnung
die Dringlichkeit des Antrags zunächst in Betracht zu ziehen. Ich will mir
heute kein Urtheil über und daher auch keinen Protest gegen die Botschaft er-
lauben; der wahre Richter ist allein die Nationalversammlung- (Sehr gutl
rechts. Stimmen links: Und das Land! Stimmen rechts: Die National-
versammlung ist das Land!) Ich wünsche nichts, als ein freimüthiges Ur-
theil aller meiner Collegen. Die Botschaft enthält — diese einzige Bemerkung
möchte ich mir erlauben — einige Ausdrücke, die zu Mißdeutungen Anlaß
geben könnten. Nach den Erklärungen des Hrn. Präsidenten der Republik
sind wir vielleicht in constituirender Richtung weiter vorgerückt, als ich ge-
glaubt habe; schon dieser Punkt erheischt Aufklärung und rechtfertigt den An-
trag auf Dringlichkeit. Hr. Thiers: Der ehrenwerthe Hr. v. Kerdrel ap-
pellirt an alle Parteien dieses Hauses, daß sie Über die Botschaft richten. Die
Regierung nicht minder wendet sich an diesen Richter. Sie macht darauf An,
spruch, das Urtheil der Nationalversammlung und des Landes ertragen zju
können, und auch wenn sie diesen Anspruch nicht machte, könnte sie sich diesen
Urtheil nicht entziehen. Ich für meinen Theil wünsche nur, daß die National=
versammlung in aller Ruhe und mit aller Gründlichkeit die Botschaft ange-
sichts des ganzen Landes prüfe und beurtheile; denn mein Gewissen ließe mir
keine Ruhe, wenn ich, an der Spitze der Regierung stehend, ich weiß selbst
nicht, auf wie lange, eine Haltung beobachtet hätte, die von der Nationalver-
sammlung und dem Lande nicht gebilligt wäre. Auch ich kann mich täuschen:
wenn ich mich täusche, so wird man mir es beweisen, und ich werde mich
willig vor der Mehrheit dieses Hauses und vor der Mehrheit des Landes ver-
neigen. (Sehr gut! links.) Aber ich sage: vor der Mehrheit. Noch einmal:
ich konnte mich täuschen; aber ich glaube, im Sinne der wahrhaften Mehrheit