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Die päpstliche Curie.
zu Übergeben oder in anderer Weise in Besitz zu nehmen. Wir erklären daher
schon von jetzt ab Alles, was man gegen die Rechte und gegen das Besitzthum
der Kirche etwa unternehmen wollte, für Bosheit; wir erklären jeden, unter
was immer für einem Namen bewerkstelligten Ankauf der vorgenannten ge-
raublen Güter, gegen deren Veräußerung dieser apostolische Stuhl niemals
zu protestiren aufhören wird, für durchaus ungiltig und nichtig. Die
Urheber und die Begünstiger dieses Gesetzes dann mögen sich der Censuren und
der geistlichen Strafen erinnern, welche die apostolischen Constitutionen aufer-
legen und denen die Eingreifer in die Rechte der Kirche ipso facto verfallen,
und aus Erbarmen für ihre eigene von diesen geistlichen Ketten umschlungene
Seele mögen sie aufhören, auf sich für den Tag des Zornes und der Kund-
gabe des gerechten Urtheiles Gottes Zorn zu sammeln.“ Dann fährt der
Papst fort: „Doch nicht genug, der eindringliche Schmerz, von welchem wir
wegen dieser und anderer Injurien, die in Italien beständig gegen die Kirche
gerichtet werden, aufs Tiefste erfüllt sind, wird außerdem nicht wenig durch
die heftigen Verfolgungen verbittert, welche dieselbe anderswo und insbesondere
im neuen deutschen Kaiserreiche erduldet, wo man nicht nur mit ver-
borgenen Machinationen, sondern auch mit offener Gewalt darauf hinarbeitet,
sie vom Grunde aus zu vernichten. Denn Männer, die nicht nur unsere hei-
ligste Religion nicht bekennen, sondern sie nicht einmal kennen, maßen sich die
Macht an, die Dogmen und die Rechte der katholischen Kirche zu definiren.
Und während sie dieselbe hartnäckig drücken, stehen sie un verschämterweise
nicht an, zu behaupten, daß ihr von ihrer Seite kein Schaden angethan
werde; ja indem sie der Injurie Verleumdung und Spott beifügen, schämen
sie sich nicht, die Verfolgung, welche anschwillt, den Katholiken zur Last zu
legen, weil ihre Bischöfe und ihr Clerus zugleich mit dem treuen Volke es
verweigern, die Placetums oder die Gesetze des weltlichen Kaiserthums den
heiligsten Gesetzen Gottes und der Kirche voranzustellen, und darum nicht ihren
religiösen Pflichten ungetreu werden wollen. O möchten sich doch die Lenker
der Staaten endlich, bekehrt durch lange Erfahrung, überzeugen, daß unter
ihren Unterthanen Niemand gewissenhafter als die Katholiken dem Kaiser was
des Kaisers ist, geben, eben weil sie religiös bestrebt sind, Gott zu geben was
Gottes ist! (Verum acerrimus, quo perstringimur, dolor ob istas aliasque
passim illatas Ecclesiae iniurias in Italia, non leviter exacerbatur prne-
terea a saevis, qguibus eadem obnozia est alibi, persecutionibus; maxime
vero in novo Germanico Imperio, ubi non occultis tantum machinationi-
bus, sed aperta quoque vi illam funditus subvertendi adlaboratur. Siqui-
dem viri, qui non modo non profitentur sanctissimam religionem nostram,
sed nec ipsam norunt, potestatem sibi vindicant praefiniendi dogmata et
iura catholicae Ecclesiae. Et dum eam praefracte divexant, impudenter
sserere non dubitant, nullum illi a se inferri detrimentum: imo calum-
niam ac irrisionem addentes iniuriac, saevientem persequntionem vitio
vertere non verentur catholicorum; scilicet qguod eorum Praesules et Clerus
una cum fideli populo praeferre renuant civilis Imperü leges et placita
sanctissimis Dei et Ecclesiae legibus et a religioso bdfficio suo desciscere
idcirco recusent. Utinam publicarum rerum moderatores diuturna docti
experientia sibi tandem suadeant, ex eorum subditis neminem accuratius
catholicis reddere Caesari qune sunt Caesaris ideo praesertim, ducd reli-
giose reddere studeant quae sunt Dei Deo.) Denselben Weg, welchen das
deutsche Kaiserreich eingeschlagen hat, scheint in einigen Orten der schweize-
rischen Conföderation die bürgerliche Gewalt betreten zu haben, sei es,
daß sie über die Dogmen des kath. Glaubens dekretirte, sei es, daß sie die
Apostaten begünstigte, oder auch, daß sie die Ausübung der bischöflichen Ge-
walt verhinderte. Ferner hat die Regierung des Cantons Genf, obschon durch
feierlichen Pakt gehalten, in ihrem Territorium die katholische Religion zu
wahren und zu vertheidigen, nachdem sie in den verwichenen Jahren der Auto-