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Amerika.
bis zum 30. Juni 1871 und zwar öffentlich vor dem Publikum vor-
zunehmen.
1. März. Repräsentantenhaus: beschließt, zu Hebung des Volksschulwesens
23.
29.
in allen Staaten der Union den gesammten Erlös aus verkauften
Bundesländereien künftig den Staaten zu Schulzwecken so zu über-
lassen, daß die eine Hälfte dieses Erlöses jedes Jahr an sämmtliche
Staaten und Territorien für Lehrergehalte vertheilt und die andere
Hälfte in Vereinigten-Staaten-Bonds mit 5 Proc. zu einem perma-
nenten Nationalerziehungsfonds angelegt werden soll.
Die zu vertheilende Summe wird nach Maßgabe der Bevölkerung der
Staaten und für die ersten 10 Jahre nach dem Verhältniß der Zahl der
Personen in jedem Staate vertheilt werden, die keine Schulbildung genossen
haben. Diese letztere Bestimmung wird namentlich den südlichen Staaten, wo
mehrere Millionen ungeschulter Neger sich befinden, zu gute kommen. Eigent-
lich hat die Bundesregierung mit der Unterrichtsfrage nichts zu thun; denn
dieß gehört lediglich zum Ressort der einzelnen Staaten, welche durch Steuern
die Mittel für die Kosten des Unterrichts aufzubringen, die Staatsschule ein-
zurichten und Lehrer anzustellen haben. Das Bundezgesetz bezweckt nur: durch
Bundeshilfe einen größeren Sporn zur öffentlichen Erziehung zu geben, wie
gleichzeitig die Lage der Lehrer im ganzen Lande zu verbessern.
Senat: beschließt nunmehr auch seinerseits mit 55 gegen 5 Stim-
men, eine Untersuchung über die Waffenverkäufe an Frankreich wäh-
rend des deutsch-französischen Krieges anzustellen. Die dafür bestimmte
Commission wird jedoch von der Majorität aus sechs Anhängern der
Regierung und einem Demokraten bestellt, Schurz dagegen nicht in
dieselbe gewählt, so daß die Untersuchung von vornherein als keine
ernsthafte erscheint.
„ Senat: erklärt sich auch seinerseits für die Abschaffung der Kaffee-
und Theezölle.
„ Die Legislatur von Newyork nimmt die Reform des städtischen
Charters an, wie ihn der Siebziger = Ausschuß vorgelegt hatte. Die
wirkliche Säuberung der Stadtverwaltung ist indeß damit noch lange
nicht erreicht.
„ Das Comité der Missouri-Convention, von welcher die Initiative
zur Einberufung der liberal-republikanischen Cincinnati-Convention gegen
eine Wiederwahl Grant's ausgegangen ist, erläßt ein Rundschreiben,
in welchem es ausspricht, daß alle Wähler, mögen sie der demokratischen,
republikanischen oder was immer für einer Partei angehört haben, eingeladen
sind zur Mitwirkung für Aufrechterhaltung der Verfassung, für Durchführung
der Civildienstreform, eines reinen Einkünfte-Tarifs, allgemeiner Amneslie und
lokaler Selbstregierung. Dieß find die leitenden Grundsätze für das Programm
der Liberalen, das sie in acht Punkten entworfen und in Umlauf gesetzt haben.
Obenan als Punkt 1) findet sich der Satz: „Der einzige rechtmäßige Zweck
eines Tarifs ist, die nothwendigen Staatseinkünfte herbeizuschaffen.“ Damit
ist Stellung gegen das seitherige Protektivsystem im Zollwesen genommen. Um
so mehr Aufsehen erregt es, daß auch Greeley, der Redakteur der „Tribune“
und eifrigste Vertreter eines hohen Schutzzolles mit einer Anzahl anderer
Republikaner Newyork's seine Uebereinstimmung mit den Grundsätzen dieses