Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreiunddreißigster Jahrgang. 1917. Erster Teil. (58a)

454 Lenisqches Reit. (April 24.) 
land gewonnen. Es geht ums Ganze. Das deutsche Volk hat in diesen 
entscheidungsschweren Wochen zu zeigen, daß es wert ist, zu bestehen. 
Bei der Weiterberatung des Marineetats am 30. kommt ein Ver- 
treter der Fortschr. Vp. nochmals auf die Frage des U-Bootbaues auch im 
Verhältnis zur Zahl der Großkampfschiffe zu sprechen und beklagt sich 
darüber, daß nachgeforscht worden sei, ob Angehörige der Marine mit ihm 
in Verbindung ständen. Redner spricht dem gesamten Personal der Marine, 
den Mannschaften auf den Großkampsschiffen, insbesondere den U-Boots- 
leuten den besten Dank für ihre wertvollen Dienstleistungen während des 
Krieges aus. Wenn Großadmiral Tirpitz und die Marineverwaltung der 
Vorschlägen des Admirals Galster gefolgt wären, stünden wir maritim noch 
besser da als heute. Verschiedene Werften sollten zum Bau von U-Booten 
mehr als bisher herangezogen werden. Die Tätigkeit des Lebensmittel- 
diktators der Marine sei voll anzuerkennen; ihr sei nicht zum geringsten 
Teil der gute Gesundheitszustand der Mannschaften zu verdanken. 
Staatssekretär v. Capelle entgegnet, dem Abg. sei Material aus 
Marinekreisen zugetragen worden, das zum Teil geheimer Natur sei. Dem 
Abg. stehe natürlich das Recht zu, dieses Material zu verwerten, aber die 
betreffenden Angehörigen der Marine hätten sich eines schweren Dienst- 
vergehens schuldig gemacht. Den Vorwurf, daß die Marine es im Ausbau 
der einen oder anderen Schiffsklasse an der nötigen Energie habe fehlen 
lassen, müsse er zurückweisen. Bezüglich der Galsterschen Broschüre bemerkt 
er, daß in der Broschüre nirgends von der Verwendung des U-Boots im 
Wirtschaftskriege die Rede sei. Der einzige Prophet für den heutigen Wirt- 
schaftskrieg wäre der Engländer Conan Doyle gewesen. Der Schiffsbau- 
politik des Großadmirals v. Tirpitz könne kein Vorwurf gemacht werden. 
Die Beratungen über Marinefragen werden dann abgebrochen und 
erst am 10. Mai zu Ende geführt. 
Die Aussprache über die auswärtige und kriegspolitische Lage 
wird am 1. Mai beendet. Bei der darauffolgenden Abstimmung über die 
Anträge zum Heeresetat wird der Antrag Dr. Cohn (Soz. Arb.) auf Ein- 
setzung eines Ueberwachungsausschusses für die Kriegsführung (s. S. 441) 
gegen die Stimmen des Antragstellers und der übrigen Soz. abgelehnt. 
24. April. (Baden.) Eröffnung der av. Tagung des Landtags. 
In der Eröffnungsrede bezeichnet Minister Dr. Frhr. v. Dusch als 
Hauptaufgabe des Landtages, über die für den Rest der laufenden Haus- 
haltsperiode weiter erforderlichen Kredite Entschließung zu treffen. Die 
Finanzlage Badens könne als befriedigend bezeichnet werden. Die dem 
Landtag vorzulegenden Gesetzentwürfe beträfen die Verbesserung der Ein- 
kommenverhältnisse gering besoldeter Beamten und Lehrer, die Verhütung 
der landwirtschaftlichen Zertrümmerung, den Wiederaufbau der während 
des Krieges durch Brand zerstörten oder beschädigten Gebäude und die 
Verlängerung der laufenden Landtagsperiode. Ferner sollen Staatsmittel 
in Höhe von einer Million Mark für die Hilfskassen für den Mittelstand 
genehmigt werden. Finanzminister Dr. Rheinboldt legt der zweiten Kammer 
eine neue Kreditvorlage in Höhe von 100 Mill. M. vor. Er betent 
dabei, daß sich trotz des Krieges die badischen Finanzen günstig weiter 
entwickeln. Mit der geforderten Summe von 100 Mill. M. werde er bis 
Kriegsende auskommen, selbst wenn der Krieg noch lange dauern sollte. 
A. April. (Mecklenburg-Schwerin.) Herzog Adolf Frie- 
drich zu Mecklenburg-Schwerin vermählt sich mit Prinzessin Feo- 
dora von Reuß j. L., der ältesten Tochter des reg. Fürsten.
	        
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