Allgemeine Chronik. 13
einen Gesetzesentwurf betr. Aufhebung aller Klöster in Preußen binnen
6 Monaten vor. — Das Haus nimmt den Gesetzesentwurf betr. Ver-
mögensverwaltung katholischer Kirchgemeinden in dritter Lesung mit
238 gegen 89 (ultramontane) Stimmen an.
1. - 8. Mai. [Italien.] II. Kammer: Debatten über die Interpellationen La-
porta und Mancini über das Verhältniß zwischen Staat und Kirche.
Minghetti lehnt die Befolgung einer Kirchenpolitik wie in Deutschland
zwar entschieden ab, sieht sich dagegen genöthigt, eine strengere Hand-
habung der bestehenden Gesetze gegen die Ausschreitungen und An-
maßungen der Hierarchie förmlich zuzusagen.
" " [Norwegen.] Storthing: lehnt alle Anträge auf Einführung der
obligatorischen oder facultativen Civilehe ab.
2. " [Schweiz: Zürich.] Die Neuwahl der Regierung durch das Volk
erfolgt durchaus nach der Liste der democratischen Partei, die demnach
vorerst das Heft in den Händen behält.
[Schweiz: Luzern.] Erneuerungswahlen zum Gr. Rathe. Die
Liberalen verlieren 4 Sitze im neuen Gr. Rathe. Derselbe wird aus
88 Ultramontanen und 48 Liberalen zusammengesetzt sein.
[Schweiz: Graubünden.] Erneuerungswahlen zum Gr. Rathe. Die
Liberalen behaupten ihr bisheriges Uebergewicht: es werden 48 Liberale
gegen 26 Ultramontane gewählt.
[Dänemark.] Landething tritt bez. des Budgets für 1875 seiner:
seits auf Seite der Regierung.
3. " In Bern werden die Ratificationen des im vorigen Jahre daselbst
abgeschlossenen Weltpostvertrages ausgewechselt. Auch Frankreich tritt
demselben unter Vorbehalt der Ratification durch die Nationalver-
sammlung bei.
3. —17. " [Frankreich.] Nat.-Versammlung: Erste Berathung des Ge-
setzsentwurfs betr. Freigebung des höheren Unterrichts zu Gunsten
der Clericalen. Die Clericalen setzen nicht nur das Gesetz, wie es
vorgeschlagen ist, sondern auch noch eine Reihe von Bestimmungen
durch, die sie niemals erwartet, kaum jemals gehofft hatten.
4. " [Deutschland: Württemberg.] II. Kammer: Die Regierung erklärt
sich energisch gegen die Umtriebe der Ultramontanen; dem Haupte der-
selben ist die Annahme des päpstl. Titels von der Regierung sofort
verboten werden.
4 - 5. " [Schweiz: Bern.] Session der ersten katholischen (altkatho-
lischen) Synode des Jura in Delsberg. Die öffentliche Meinung spricht
sich über den besonnenen und einträchtigen Geist, der in der Synode
zu Tage tritt, sehr befriedigt aus.
5. " [Deutschland : Preußen.] Die Regierung versagt den sog. Jubi-
läumsprocessionen ihre Genehmigung.
6. " [Deutschland: Preußen.] Der Fürstbischof von Breslau, dessen Proceß
auf Amtsentsetung vor dem kgl. Gerichtshofe schwebt, entweicht in
den österreichischen Theil seiner Diöcese.
" " [England.] Die Times bringt einen (französischen) Allarmartikel
gegen Deutschland.
7.—8. " [Deutschland: Preußen.] Abg.-Haus: genehmigt das Kloster-
aufhebungsgesetz unverändert gegen die Stimmen der Ultramontanen
und das Altkatholikengesetz, in dritter Lesung mit 202 gegen 75 Stimmen.
" " [Schweiz.] Der Bundesrath erneuert seine Anfrage an Bern vom
27. März bez. Ausweisung der renitenten katholischen Geistlichen des
Jura. Die Regierung von Bern antwortet, daß die Maßregel erst
dann aufgehoben werden könne, wenn der Gr. Rath ein neu ausge-