Full text: Europäischer Geschichtskalender. Siebzehnter Jahrgang. 1876. (17)

Bie Geserreichisch- Augarische Mesarfie. (Aug. 27. — Ort. 6.) 251 
tegierung nach jeder Richtung hin zu wahren haben wird. Es ist daher 
begreiflich, daß die Regierung 8roße Musterung halten mußte üÜber alle, 
welche im Augenblick die Obergespanswürde bekleiden, die weniger Befähig= 
ten und weniger Energischen sen und durch geeignetere Personlichleiten 
ersetzen mußte. Ob fie überall den richtigen Mann erwählt. wird erst die 
Zukunft lehren. 
27. August. (Ungarn.) Ein russischer angeblicher Sanitäts- 
zug nach Serbien wird in Pesth angehalten, auf telegraphischen Be- 
fehl aus Wien indeß wieder freigegeben. 
1.—7. September. (Ungarn.) Zusammentritt des interna- 
tionalen statistischen Congresses in Pesth. 
2. September. (Oesterreich: Galizien.) Zahlreiche ruthenische 
Geistliche wandern nach Rußland aus. 
24. September. Die Verhandlungen zwischen den beiden Re- 
gierungen bez. der Erneuerung des Ausgleichs gelangen zum Ab- 
schluß: Von der Ueberzeugung geleitet, daß sämmtliche auf den Aus- 
gleich bezügliche Gesetze gleichzeitig vorgelegt werden sollen, was 
gegenwärtig noch nicht möglich ist, haben sich die Regierungen ge- 
einigt, die Gesammtheit der Vorlagen im Januar 1877 vor die 
Vertretungskörper zu bringen, letzteren derart die Gelegenheit bietend, 
sich über den ganzen Ausgleich ein klares, vollständiges Bild machen 
zu können. Um die Verhandlungen mit der Nationalbank über das 
künftige Bankstatut sofort einleiten zu können, sind die Regierungen, 
da beide Theile an ihrem Standpunkte bezüglich der 80-Millionen- 
Schuld festhalten, Üübereingekommen, den Vertretungskörpern eine Ge- 
setzvorlage zu machen, wonach die Frage den Deputationen der Ver- 
tretungskörper vorgelegt, und, falls auf diesem Wege eine überein- 
stimmende gesetzliche Löfung sich nicht herbeiführen ließe, ein eigens 
constituirtes Schiedsgericht berufen werden soll. 
27. September. Der Generaladjutant des Kaisers von Ruß- 
land, Graf Samarokoff, trifft mit einem Handschreiben des Kaisers 
in Wien ein. Der Czar schlägt darin Oesterreich eine Occupation 
Bulgariens durch Rußland, eine solche der Herzegowina und Bos- 
niens durch Oesterreich und eine Flottendemonstration Englands vor, 
um die Türkei zu größerer Nachgiebigkeit zu zwingen. Oesterreich 
lehnt die erstere, England die letztere ab. 
6. October. (Ungarn.) Abg.-Haus: Tisza beantwortet eine 
Interpellation bez. der orientalischen Frage dahin: 
Das ungerische Ministerium sei mit der Politik des Grafen Andrafsy 
einverstanden amtliche Garanktiemächte handelten einmüthig. Ueber Durch. 
züge von Russen durch Rumänien könne er nichts sagen; Higlih der durch 
Ungarn gezogenen, mit dem Zeichen des rothen Kreuzes Mißbrauch treiben-
	        
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