Full text: Europäischer Geschichtskalender. Siebzehnter Jahrgang. 1876. (17)

260 Die OGesterreichisch Uugerische Mesarchie. (Dec. 4—15.) 
letzthin veröffentlichten Statutenentwurf ausgeführten Grundsätze für 
die Organisation des Bankwesens für unannehmbar. 
4. December. (Oesterreich.) Die beiden Minister kehren 
ohne alles Resultat von Pesth nach Wien zurück. Ungarn scheint 
entschlossen, auf die Errichtung einer selbstständigen ungarischen Bank 
nur dann zu verzichten, wenn die Nationalbank ganz dualistisch 
organisirt wird, was Oesterreich seinerseits kaum je zugeben wird. 
5. December. (Oesterreich-Ungarn.) Da eine Verständi- 
gung über den neuen Ausgleich zwischen beiden Reichshälften sich 
jedenfalls sehr in die Länge ziehen dürfte, so wird der bestehende, 
seiner Zeit von Ungarn gekündete Handelsvertrag zwischen Oester- 
reich und Ungarn vorerst wenigstens noch auf ein Jahr verlängert. 
6. December. (Oestereich-Ungarn.) Differenz mit Serbien 
wegen des Dampfers Radetzky. (S. Serbien.) 
7. December. (Oesterreich.) Abg.-Haus: Schluß der Ge- 
neraldebatte über das Budget für 1877. 
Der Finanzminister de Pretis widerlegt in längerer Rede die im 
Laufe der Debatte gegen die Regierun vorgebrachten Anschuldigungen, in- 
dem er eine Besserung der vollhwirtlschaft ichen Verhältnisse und daß der 
österreichische Credit unerschüttert sei, nachweist. Er protestirt entschieden 
gegen die in der Debatte gefallene Aeußerung, daß eine Zinsreduction be- 
vorstehe. Bezüglich des Ausgleiches mit Ungarn solle man, bevor man ein 
Urtheil fälle, erst den Erfolg abwarten. Der Minister v. Lasser erklärt, 
daß gelegentlich der Besprechung des Ansgleiches mit Ungarn und insbeson- 
dere der Bankfrage Seitens der ofterreichischen und ungarischen Minister in 
Gegenwart des Monarchen, allerdings eine Differenz bezüglich der gemachten 
Vorbehalte constatirt, doch documentarisch sicher gestellt worden, daß von 
keinem Theile eine mala tices vorgewaltet habe, sondern von beiden Seiten 
bona ficke vorgegangen worden sei. 
12. December. (Ungarn.) Unterhaus: beschließt mit einer 
Mehrheit von 78 Stimmen den Ankauf der ungarischen Ostbahn 
und nimmt mit 15 Stimmen Mehrheit den Antrag auf gerichtliche 
Verfolgung der Concessionäre, Bauunternehmer und Directionsräthe 
dieser Bahn an, obwohl Tisza von einer Untersuchung als wahr- 
scheinlich erfolglos abräth. 
14. December. (Oesterreich) bringt seine neue Goldrenten- 
anleihe zum Emissionscurs von 56 und steuerfrei mit 4% verzins- 
bar zur Emission. 
15. December. (Oesterreich.) Abg.-Haus: genehmigt das 
Budget für 1877 in namentlicher Abstimmung mit 214 gegen 106 
Stimmen. Herbst erklärt unter lebhaftem Beisall, es sei unter den 
gegenwärtigen kritischen Umständen erforderlich, das Ministerium