Full text: Europäischer Geschichtskalender. Siebzehnter Jahrgang. 1876. (17)

Spssien. (Mai 3—24.) 277 
Guipuzcoa und halbjährlich in Alava tagen. Von diesen Juntas werden 
alle Behörden eingesetzt und diese Beamlen verkehren vollständig auf dem 
Fuße der Gleichheit mit den königlichen Corregidores, welche in jeder Pro- 
vinz die Verwaltung überwachen sollen, aber sich nirgendwo einer besondern 
Autorilät erfreuen. Die Steuererhebung ist in den Händen einheimischer 
Beamten, und keine der baskischen Provinzen leistete bisher zu den all c 
meinen Staatsausgaben mehr als eine verhältnißmäßig geringe, rund 
messene Summe. Die Aushebung, welche alle Spanier, zumal die micberen 
Classen, als die schwerste ihrer Lasten betrachten, erstreckt sich nicht auf die 
Basken, und ihre Migueletes sind nicht verpflichlet, außerhalb des Heimath- 
landes Kriegsdienste zu leisten. ——* e oder Zollschranken existiren nicht 
für das freie Baskenland, wohl aber hat Spanien zur Erzwingung einer 
Gegenleistung für diese Zußeständnis eine Vollgröue längs des Ebro gego- 
gen, wo alle Handelsartikel fast übermäßig hohe Abgaben entrichten müssen. 
3.— 12. Mai. Cortes: Debatte über den Art. 11 der neuen 
Verfassung betr. Toleranz auch gegenüber Nichtkatholiken. Alle 
Amendements zu demselben werden abgelehnt, sowohl solche auf 
Herstellung der sog. Glaubenseinheit (mit 226 gegen 39 Stimmen), 
als solche auf Herstellung voller Glaubensfreiheit (mit 163 gegen 
12 Stimmen), dagegen wird der Artikel nach dem Regierungsent- 
wurf mit 220 gegen 84 Stimmen angenommen. 
6. Mai. Die Delegirten der baskischen Provinzen und von 
Navarra beschließen, dem Ministerpräsidenten Canovas del Castillo 
die Erklärung abzugeben, daß sie jede Verantwortlichkeit für die 
Folgen, welche die Aufhebung der Fueros haben könnte, ablehnen 
und auch nicht geneigt seien, sich in Unterhandlungen über diese 
Frage einzulassen. 
20. Mai. Senat: die Regierung legt demselben einen Ge- 
setzesentwurf betreffend eine theilweise Aufhebung der Fueros Na- 
varras und der baskischen Provinzen vor. 
Die Motive des Gesehes erläuternd, erklärt Canovas del Castillo: 
die constitutionelle Einheit Spaniens dürfe nicht länger in Frage gestellt 
werden. Der erste Artikel des Entwurfs verpflichtet sernin, Provinzen 
zum Militärdienst. Im zweiten artirel behält sich die Neglerung gewisse 
Maßregeln für den Fall vor, daß Provinzen das Contingent verweigern. 
Der dritte Artikel bestimmt, * 14# Provinzen nach ihren Vermögensver- 
hältnissen Steuern zahlen. Die wichtigen communalen 2c. Freibeiter der 
Provinzen dagegen werden durch den Gehenkwurf nicht berührt und blei- 
ben unangetastet. 
22. Mai. Die alte Königin Christine kehrt nach Aranjuez 
zurück. Dagegen verschiebt der König wieder die Rückkehr der Ex- 
Königin Isabella. Dieselbe soll später die Bäder von Santander 
besuchen und hierauf nach kurzem Aufenthalt in Madrid ihren 
Wohnsitz in Sevilla nehmen.
	        
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