Full text: Europäischer Geschichtskalender. Siebzehnter Jahrgang. 1876. (17)

376 Ilalien. (Jan. 31. — Febr. 4.) 
der Gesellschaft ist eine vollkommene Uebereinstimmung erzielt. Die 
Gesellschaft löst sich auf und überläßt dem Staate das Eisenbahn- 
netz und das bewegliche Material. Der Staat übernimmt die 
schwebende Schuld und die Anleihen der Gesellschaft und gesteht der- 
selben 25 Lire Rente per Actie zu, welche nach Abzug der Steuer 
21.70 Lire beträgt. Durch diese Operation wird die gegenwärtnge 
Ausgabenbilanz nicht um mehr erhöht, als um die gegenwäuige 
Garantiesumme. 
Italien hat damit sämmtliche Eisenbahnen an den Staat gezogen. 
Nachdem die römischen Eisenbahnen schon seit Jahresfrist vom Stoate ver- 
waltet und durch die Baseler Convention festgestellt worden ist, daß auch die 
oberikalienischen Bahnen vom 1. Juli d. J. ab durch Ankauf in den Besitz 
des Staates übergehen sollen, soll nun auch die Verwaltung der sülditalieni- 
säen Bahnen, und zwar schon vom 1. Januar d. J. ab, auf Staatskosten 
übernommen werden. Ob das Parlament diese Verträge nachträglich geneh- 
migen wird, muß freilich noch gewärtigt werden. 
31. Jannar. Die vom Parlamente niedergesetzte Commission 
zur Untersuchung der Zustände in Sicilien kehrt von dort zurück. 
Dieselbe beschließt zum Ausbau des Eisenbahnnetzes auf Sicilien, 
zu welchem die vom Parlamente bewilligten Summen nicht aus- 
reichen, die Verwendung der Einkünfte solcher Wohlthätigkeits-Anstal- 
ten vorzuschlagen, welche ihrem Zwecke nicht mehr entsprechen. In- 
zwischen sollen sich die sicilianischen Zustände etwas gebessert haben, 
so daß die von der Regierung dem Parlament mit so viel Mühe 
abgerungenen Ausnahmsgesetze wenigstens zunächst keine Anwendung 
finden sollen. 
— Januar. Die Clericalen, an ihrer Spitze die sog. „Gesell- 
schaft der katholischen Jugend," rufen durch Circulare zu einer 700- 
jährigen Jubelfeier des Sieges des Papstes Alexanders III. und der 
lombardischen Städte über den Kaiser Friedrich Barbarossa bei Leg- 
nano auf. Selbstverständlich ist es im Grunde darauf abgesehen, 
den verhaßten Deutschen in ihrem neuen Kampfe gegen Rom und 
seine Ansprüche den Handschuh hinzuwerfen. Angeblich soll es eine 
Antwort an Deutschland sein „wegen der Beschimpfung des lateini- 
schen Namens,“ weil es dem Arminius ein Denkmal errichtet habe. 
4. Februar. Die Budgetcommission genehmigt einen Ansatz 
im Budget für 1877 betr. Regulirung der Tiber, jedoch nicht nach 
den Pläuen Garibaldi's, sondern nach denjenigen des sog. consiglio 
Superiore für öffentliche Arbeiten, d. h. der Ingenieure. Garibaldi 
ist darüber sehr ungehalten. Minghetti erklärt, sich die Freiheit 
seiner Entschließungen vorbehalten zu müssen.
	        
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