428 Sland. (Mai 10. — Juli 27.)
hat er sich vorbehalten. Aber auch von diesem Rechte hat er zu Gunsten
der Stadt Amsterdam Abstand genommen. In einem Punkt wird noch am
Schluß den Ultramontanen ein sehr wichtiges Zugeständniß gemacht. Die
Verfassung stellt nämlich auch die privaten höheren Unterrichtsanstalten unter
die staatliche Oberaussicht. Die conservative Regierung meinte aber dieser
Bestimmung Genüge zu leisten, indem sic den Vorständen der betreffenden
Anstalten nur die Verpflichtung auferlegt, der Regierung ihre Berichte und
Reglements mitzutheilen. Der liberale Abg. Jonckbloet beantragt jedoch
diese scheinbare Staatsaufsicht mittelst Ernennung von Inspectoren für den
böheren Unterricht in eine wirkliche umzuwandeln. Obwohl der Minister
is dahin schon manche wichtige Principienfrage geopfert hat, bekämpft er
nicht bloß den betreffenden Antrag, sondern droht selbst, den Entwurf, auf
welchen die Kammer schon 22 Sitzungen verwendet hat, zurückzuziehen, falls
das Amendement genehmigt würde. Seine Warnung bleibt nicht fruchtlos,
denn eine Anzahl Liberaler trat den Conservativen und Ultramontanen bei,
undr verhalf so der Ansicht der Regierung mit 44 gegen 21 Stimmen zum
iege.
10. Mai. II. Kammer: die Regierung legt derselben einen
neuen Entwurf betr. die Regelung des niederländischen Münzwesens
vor: mit dem Beginn des nächsten Jahres soll die alleinige Gold-
währung eingeführt werden.
12. Mai. II. Kammer: Beginn der Berathung über eine
Novelle zum Miligzgesetz.
Dieselbe war bereits am 17. März v. J. von dem damaligen Kriegs-
minister Weitzel eingebracht worden. Die Vorlage hat namentlich zum Zweck,
das Altersmaximum derjenigen, welche als Stellvertreter in die Armee ein-
Heeit zu werden verlangen, von 35 auf 25 Jahre herabzusetzen und die
tärke der jährlichen Aushebung zu erhöhen. Dieselbe beträgt jetzt 11,500
Mann. Kriegsminister Weitzel verlangte diese Zohl aber auf 13,500 zu er-
höhen, und dessen Nachfolger Enderlein theilte diese Ansicht. Der nunmeh-
rige Kriegsminister Klerck änderte die Vorlage aber zur zwölften Stunde
dahin ab, daß das jährliche Contingent 14,000 Mann betragen solle. Zu-
nächst jedoch findet der Entwurf keinen einzigen Vertheidiger in der gesetz-
gebenden Versammlung.
16. Juni. II. Kammer: der neue bürgerliche Kriegsminister
ist schließlich nicht glücklicher als seine militärischen Vorgänger: die
Novelle zum Milizgesetz (Erhöhung der jährlichen Aushebung von
11,500 auf 14,000 Mann) wird mit 43 gegen 31 Stimmen abge-
lehnt. Der Kriegsminister gibt seine Entlassung ein.
17. Juni. Wie aus einem amtlichen Verzeichnisse hervorgeht,
sind seit Verkündigung der Klostergesetze in Preußen nicht weniger
als 28 Klöster von dort nach der niederländischen Provinz Limburg
übergesiedelt, welche somit in diesem Augenblick 67 Klöster, auf eine
Bevölkerung von 230,000 Seelen, zählt.
27. Juli. Große Freimaurerversammlung im Haag zur Feier
des 50jährigen Jubiläums des nationalen Großmeisters, Prinz