Full text: Europäischer Geschichtskalender. Siebzehnter Jahrgang. 1876. (17)

Die ettamannise Iferie. (Marz 1-5.) 481 
1. März. (Rumänien.) II. Kammer: Wahl eines Kammer- 
präsidenten an die Stelle des demissionirenden Demeter Ghika. Die 
Regierung erklärt, daß sie eine Wiederwahl Ghika's für ein Miß- 
trauensvotum nehmen würde. Dennoch erhält derselbe 37 Stimmen, 
gewählt indeß wird mit 68 Stimmen der Candidat der Regierung. 
Nun erklärt aber auch der Vicepräsident Boeresco, seine Stelle nieder- 
legen zu wollen und tritt damit offen zur Opposition über. 
2. März. Ein Manifest der Führer der herzegowinischen Auf- 
ständischen weist die türkischen Reformen zurück und appellirt an 
Rußland als den Messias der sflavoserbischen Freiheit. 
2. März. (Montenegro.) Der österreichische Statthalter 
von Dalmatien, F.M.L. Rodich, geht in besonderer Mission nach 
Cettinje, um den Fürsten von Montenegro zu strengerer Beobach- 
tung der Neutralität gegenüber der Türkei zu vermögen. Der Fürst 
verspricht es. 
4. März. (Rumänien.) Senat: auch in diesem bricht der 
Sturm gegen das Ministerium Cascar Catargiu los. Der Vice- 
präsident des Senats Oreseu lezt seine Stelle mit der einfachen Er- 
klärung nieder, daß er kein Vertrauen mehr in die Regierung habe. 
Seine Anhänger verlangen, daß die Demission nicht angenommen 
werde, die Regierung erklärt dagegen, daß sie die Nichtannahme für 
ein Mißtrauensvotum ansehen würde. Dennoch wird die Demission 
mit 39 gegen 10 Stimmen nicht angenommen und damit also ein 
Mißtrauensvotum gegen das ganze Cabinet ausgesprochen. 
5. März. Der österreichische Statthalter von Dalmatien, 
F.M.L. Rodich, unterhandelt in Ragusa umsonst mit Insurgenten- 
chefs der Herzegowina, um sie zur Niederlegung der Waffen zu ver- 
mögen. 
Die Führer des Aufstandes beharren auf Ablehnung der Reformen, 
und erklären: sie würden die Waffen niederlegen, wenn die Türkei aus der 
Herzegowina ihre 40 Bataillone zurückzöge, oder den bewaffneten Insur- 
Enen erlaube mit den Begs zu unterhandeln, oder wenn Oesterreich oder 
eine andere Macht bewaffnet einschreiten würde. Roditsch bezeichnet die An- 
nahme dieser Forderungen als unmöglich, und fügt bei: Oesterreich werde 
stricte Neutralstät und streuge Bewachung der Grenze aufrechthalten und 
Ende März aufhören, die Flüchtlinge aus der Herzegowina zu unterstützen. 
5. März. (Aegypten.) Der von der englischen Regierung 
nach Aegypten behufs genauer Feststellung der dortigen Finanzlage 
gesandte Mr. Cave hat seine Mission beendigt und einen ausführ- 
lichen Bericht sowohl über die bisherige Verwaltung Aegyptens als 
practische Vorschläge behufs Wiederherstellung des Credites desselben 
Schulthess, Curop. Geschichtskalender. XVII. Bd. 31
	        
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