Full text: Europäischer Geschichtskalender. Siebzehnter Jahrgang. 1876. (17)

482 Die sttemanische Pferie. (März 7—14.) 
ausgearbeitet. Cave kehrt nach England zurück und wird in Cairo 
durch Mr. Rivers Wilson abgelöst, der die ägyptische Finanzlage 
gleichfalls prüfen soll, um sich dann erst zu entscheiden, ob er sich der 
Aufgabe unterziehen wolle, im Dienst des Khedive die thatsächliche 
Leitung der ägyptischen Finanzverwaltung zu übernehmen. Der 
ägyptischen Finanzlage wäre indeß nur zu helfen, wenn, neben größe- 
rer Sparfamkeit und gewissenhafterer Verwaltung, die ganze Schulden- 
masse confolidirt und, unter irgend welcher Garantie, auf etwa 7 % 
Zinsen herabgesetzt werden könnte. Diese Garantie will aber Eng- 
land nicht übernehmen. 
7. März. Die Pforte wünscht eine Cooperation Oesterreichs, 
um „die österreich-türkische Grenze von den herumlungernden In- 
surgentenbauden, welche fast nur noch aus einer Handvoll bankerotter 
ausländischer Freiwilliger beständen“, zu säubern. Oesterreich läßt 
sich indeß dazu nicht herbei. 
12. März. (Numänien.) II. Kammer: bewilligt statt der 
geforderten 30 Millionen behufs Deckung des Deficits nur ein pro- 
visorisches Anlehen von 16 Millionen und statt des geforderten Eisen- 
bahnanlehens von 45 Millionen nur 42½ Millionen, deren Curs 
sie auf 80 feststellt. Die Regierung ist damit einverstanden und hofft, 
die Bewilligung auch im Senat durchzubringen. 
13. März. (Rumänien.) Senat: lehnt die von der Re— 
gierung geforderte Dringlichkeitserklärung für die ermäßigte An- 
lehensforderung mit 29 gegen 25 Stimmen ab. 
14. März. Die bosnischen Flüchtlinge lehnen in einem Schrei- 
ben, das eine Deputation derselben dem österreichischen Comman- 
direnden in Croatien überreicht, die türkischen Reformen und die 
Rückkehr in ihre Heimath ab: 
„... Eks gibt nichts in jener Note (Andrassy's), was der allmöchtige 
Sultan in seinen Hatti-Humajums und Fermans nicht bereils gewährt hätte, 
und zwar zum Nutzzen der Raja. Aufzuzählen alle bisherigen Versprechun- 
gen und ihren Werth zu erhärten, wäre wohl überflüssig. Es ist ein ver- 
gebliches Bemühen, zu vereinen, was durch die Natur unvereinbar erscheint. 
Und könnten selbst Kreuz und Halbmond sich vertragen, sei es zum Schaden 
des einen oder des andern, so würden dazu viel Arbeit und Zeit nothwendig 
sein. Die Erfahrung lehrt uns, daß die Versprechungen des allmächtigen 
Sultans selbst in Friedenszeiten sich nicht verwirklichen ließen. Am oller- 
wenigsten kann es jetzt geschehen, wo die Leiden und Unbilden auf beiden 
Seiten ihren Höhepunkt erreicht haben. Wir benöthigen eine rasche und 
entschiedene Hülfe von Seiten der Großmächte, mit einer andern ist uns 
nicht gedient. Sind die Mächte nicht in der Lage eine solche Hülfe uns zu 
gewähren, so mögen sie uns unserm Schicksal überlassen..
	        
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