Full text: Europäischer Geschichtskalender. Siebzehnter Jahrgang. 1876. (17)

484 Die otlemannische Iferie. (Marz 28.) 
Türken bezüglich der versprochenen Reformen, und der Waffenstill- 
stand scheitert an den Bedingungen, unter welchen die Türken allein 
ihn zugestehen wollen, während die Infurgenten denselben für absolut 
unannehmbar erklären. 
Was die Türken gewähren wollen, is golgendes 1. Die Flüchtlinge 
können binnen vier Wochen, vom 24. d. M. an gezählt, zurückkehren. 2. Die 
Flüchtlinge werden mit dem Bed arf a nmG eide bis zum Herbst betheilt. 
3. Der Wideraufban ihrer Häuser *“ auf Kosten der Regierung. 4. Die 
Zurückgekehrten werden vom Zehent 1 Jahr lang und von anderen Abgaben 
2 Jahre hindurch befreit. Eine 11 Iante Amnestie wird für alle binnen 4 
Wochen Zurückgekehrten ralssier 6. Wer trot alldem nicht zurückkehrt, dessen 
Güter werden confiscirt. Außerdem versicherten ihre Bevollmächtigten, daß es 
die erste Sorge des Pfortencommissärs sein werde, die Agas, welche sich in den 
Besitchristlicher Wohnhäuser gesetzt haben, zu depossediren und zur Gutmach= 
ung des angerichteten Schadens zu verhalten. Auf diese Weise hoffe man 
auch einen Besihwecchsel durchzuführen, bei dem die Raja nach und nach 
dazu käme, die bisher in Pacht ge bten Grundslücke als freies Eigenthum 
zu erwerben. Das zum Aufbau der zerstörten Hütten nothwendige Bauholz 
wollte die Pforte von Fiume kommen lassen. Die Pforte habe ferner die 
Ernennung eines Mudirs in Popovo angeordnet, welches Amt einem bos- 
nischen Christen angeboten wurde, der es jedoch aus Fwamilienrücksichten“ 
ablehnte. Man bofs indeß, alsbald einen geeignelen Ersahmanmn, gleichfalls 
christlicher Religion, zu finden. Ferner sei Vassa mit der Organisirung eines 
eigenen Corps von Panduren betraut, die, mit 9 fl. monatlicher Besaldung, 
über die Sicherheit der rückkehrenden Flüchtlinge zu wachen hätten. Zu 
demselben Zwecke sollten reguläre Truppen in der Nähe und außerhalb der 
christlichen Niederlassungen campirt werden. Jeder heimkehrende Flüchtling 
soll per Tag eine halbe Ola Getreide erhalten und diese Unterslützung bis 
zur Ernte forkdauern, zu welchem Zwecke die Pforte drei Millionen Piaster 
(300,000 fl. Oe. W.) zu verwenden beabsichtige. Dagegen wollte sich 
Mukhtar Pascha nicht zu einem förmlichen Waffenstillstande und nach langen 
Verhandlungen nur zu einem passiven Verhalten seitens der türkischen Trup- 
pen herbeilassen, dessen Dauer von den Umständen abhänge, jedoch nur unter 
der Bedingung, daß die Insurgenten die Verproviantirung von Nilsich ruhig 
vornehmen ließen. Die Insurgenten erklärten jedoch diese Verproviantirung 
der bereits hart von ihnen bedrängten Festung für absolut unannehmbar, 
da diese Frage für den Fortgang der Inlurrertion Ceradezu entscheidend sei 
und sie dese Verprovianlirung nicht 4 Wochen lang verhindert hätten, um 
sie nun wwä der Waffenruhe zuzugeben. 
28. März. Der Specialcommissar der Pforte erläßt von Ra- 
gusa aus doch noch folgende Amnestieproclamation für die Herze- 
gowina, diel. aber völlig erfolglos bleibt: 
„Proclamation. Se. Majestät der Sultan haben allergnädigst geruht 
zu befehlen. n für die Insurgenten in der Herzegowina eine allgemeine 
Amnestie woerösfentlicht werden soll, zworlche ihnen freislellt, inmerhalb vier 
Wochen, vom 24. ds. an gerechnet, die Waffen niederzulegen und i 
Dörfer z Die Regierung Sr. kaiserlichen Mojestät bringe diesen 
Befehl zur ellgemeinen Kenntniß, damit alle, welche sich fügen, nicht nur 
die genannte Gnade genießen, sondern auch des Zehnts für ein Jahr und 
der anderen gesepmäßigen Steuern für zwei Jahre enthoben sein werden. 
Alle diejenigen aber, welche sich nicht fügen und welche nicht in der oben 
genannten Zeit in ihre Häuser zurückkehren, sollen nicht nur von der koiser-
	        
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