Full text: Europäischer Geschichtskalender. Siebzehnter Jahrgang. 1876. (17)

Hereinigie Slasten ven Rorbdanerika. (Nov. 7.) 563 
wicht fallende Unterschiede sind zu Gunsten der europäischen Ausstellungs- 
stante und tropdem betrug die Gesammtzahl der londoner Besucher 1862 
6,211,103 und der pariser im Jahre 1867 nur 8.805,009, wobei für 
Paris ouch noch der Umstand zu berücksichtigen ist, daß seine Ausstellung 
volle 60 Tage länger geöffnet war, als die philadelphier. Man wird aus 
diesen Thatsachen getrost den Schluß ziehen können, daß daos amerikanische 
Bolk in seinen Massen ungleich beweglicher und reiselustiger ist, als irgend eine 
Nation der alten Welt; daß sein miltleres Bildungsbedürfniß und sein Trieb, 
alles ihm erreichbare Sehenswerthe auch wirklich zu sehen, größer ist, als in 
Europa, und daß,. selbst der noch immer nicht gehobenen üblen Zeiten un- 
geachtet, im amerikanischen Mittelstande mehr disponibles Geld steckt und 
eine größere Unternehmungslust herrscht, als in den alten Bevölkerungen 
Europa's. Man hat berechnet, daß das amerikanische Volk nahezu hundert 
Millionen Dollars ausgegeben hat, um die Weltausstellung zu vollenden 
und zu besuchen. Das ist eine stolze Summe! Eine Fülle von Belehrung, 
Anregung und Aufschwung aller Art ist dafür erkauft worden. Und mit 
Recht kann man das Unternehmen als einen Glanzpunct in der amerikani- 
schen Geschichte bezeichnen. 
7. November. Wahl der Wahlmänner (Electoren) zur Wahl 
des neuen Präsidenten in allen 38 Staaten der Union. 
Die Wahl hat diehmal eine ganz besondere Bedeutung, da, ganz ab- 
gesehen von dem Gegensah der beiden großen Parteien der Republikaner und 
der Democralen, die beide augenblicklich fost gleich slark zu sein scheinen und 
ieäi denen jeder daher auf den Sieg mit Zuversicht zählt, eine Reihe von 
ben eingreifenden Fragen durch den Ausgang der Wahl entschieden werden soll. 
t Jahrgehnten eingerissene Corruplion in der Verwallung hat 
bereits "n Hvt. Intervention der Gerichte geführt, und wenn die Schuldigen 
auch nicht ereilt wurden, so ist die Frage einer Reform der Verwaltung 
an Haupt und Gliedern doch auf die Tagesordnung gesetzt, um nicht mehr 
davon zu verschwinden, bis sie eine befriedigende Lösung gefunden. Seit 
12 Jahren ist die Bevölkerung der Vereinigten Staaten in Folge der herr- 
schenden Papiergeldwirthschaft eine Beute der New-Yorker Goldspecu- 
lanten, und die lehleren haben bis in die neueste Zeit einen solchen Einfluß 
im Congreh zu behaupten gewußt, daß die Vereinigten Staalen das einzige 
in der Weltgeschichte vorkommende Beispiel eines Landes geliefert haben, 
welches, obgleich seit Beendigung des Bürgerkriegs im Slande seine Valuta 
rasch und sicher mit den eigenen Mitteln wiederherzustellen, es verzog, sich 
ein Jahrzehnt lang den fortwährenden Schwankungen des Goldagio's und 
den damit verknöpsten Geschäftsverlusten der großen Mehrheit auszusehen, 
zum Nuben und Frommen eines kleinen Kreises von Börsenspeculanten. 
Statt nach Beendigung des Bürgerkrieges die Ueberschüsse der Staatsein- 
nahmen zur Einlösung der unverzinslichen Schuld in Gestalt von rund 
400 Millionen Dollars Stastspapiergel! (Greenbacks) zu gebrauchen, ver- 
wendeten die Regierung und der Concreß der Vereinigten Staaten diese 
Mittel zum Rücklauf verzinslicher Unionsschulden. Da von diesen Bonds 
bis jetzt für 700 Millionen Dollars eingelöst sind, so hätte das Staats- 
babierheh längst aus dem Verkehr entfernt und die Zahlungen in llingender 
Münze risteeieu werden können. ohne zu einer auswärtigen Anleihe 
schreiten zu mü Erst vor anderthalb Jahren hat sich der Congreß er- 
mannt und die W h der Metqllgeldzahlnngeaaufdec-lJan 
1879 festgesetzt. Bei der Präsidentenwahl handelt es sich nun darum: nicht 
bloß daß ein Mann gefunden werde, welcher geneigt ist, diesen Beschluß 
auszuführen, sondern auch die geeigneten Mittel dazu anzuwenden. Ueber- 
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