Full text: Europäischer Geschichtskalender. Achtzehnter Jahrgang. 1877. (18)

13. Griechenland. 
22. Januar. Das am 19. Dezember v. J. von der Kammer 
beschlossene und am 14. Januar zur Subscription aufgelegte An- 
lehen von 10 Mill. Dr. zu Kriegsrüstungen geht nur langsam von 
Statten und bis jetzt hat erst der kleinste Theil des Betrages unter- 
gebracht werden können. 
Im übrigen Eusebe, namentlich in Holland, unterliegt dasfelbe dem 
schärfsten Tadel. In Wahrheit ist Griechenland wie die Türkei und wie 
Spanien bereits halb — banlkerott. Außer dem von England und Franl. 
reich verbürgten Anlehen schulden die Griechen an den 1824 und 1825 an 
gegebenen Staatzobligstionen, wofür ziemlich niemals ein Interesse miaue 
wurde, noch 7,538,000 Pf. St. Im Jahr 1808 hatte die griechische Re- 
gierung den 4u0 für diesen Betrag 1 Million Pf. St. in 5procentiger 
Rente anzubieten. Dieser Bankerott mit einer 13procentigen Dividende, also 
mit einem Verlust von 87 Prozent für die Gläubiger, wurde felbstverständ- 
lich von denselben zurückgewiesen. Alle Geldmärkte, Cassen und Finanzkreise 
Mesteuropas bleiben daher dem jeßt projectirten Anlehen von 10 Millionen 
Pf. St., wofür die Zolleinnahmen von Zante verpfändet werden, verschlossen. 
20. Jannar. Elliot, der englische, und Ignatieff, der russische 
Botschafter, haben auf ihrer Rückreise von Konstantinopel und der 
Konstantinopler Conferenz nach einander Audienz beim König, um 
in ihren, freilich sehr divergirenden Interessen auf denselben ein- 
zuwirken. 
19.—21. Februar. Kammer: genehmigt ein neues Rekruti- 
rungsgesetz mit Abschaffung der Stellvertretung, also mit Einführung 
der allgemeinen Wehrpflicht. Der Minister-Präsident Komunduros 
erklärt dabei: 
„In unserer Zeit hält man nur jene Völker, ob groß oder klein, der 
Beachtung werth, welche ihren nationalen Bestrebungen militärischen Nach- 
druck zu geben wissen. Uns gelüstet nicht nach fremdem Gut, fern sei es 
von uns, gegen unseren Nachbar eine herausfordernde Sprache zu führen; 
aber follien unsere Brüder, welche unter fremdem Joch seufzen, einen Ver- 
such zur Befreiung, wie sie es schon so oft gethan, machen, so werden wir 
uns gegenüber einer solchen Bewegung nicht gleichgültig verhalten können.
	        
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