130 Has deuische Reich und seine rinzelnen Glieder. (Angust 16. — Ende.)
16. August. (Deutsches Reich.) Hödel wird enthauptet,
nachdem der Kronprinz als Stellvertreter des Kaisers das gegen
denselben ausgesprochene Todesurtheil beflätigt hat.
I7. August. (Deutsches Reich.) In Harburg finden ge-
legentlich der Stichwahl für den Reichstag Ruhestörungen Seitens
der vereinigten Sozialdemokraten und Welfen, welchen letzteren durch
den Ausfall der Wahlen im ehemaligen Königreich Hannover der
Kamm sehr gewachsen ist, Ruhestörungen statt. Erst nach energi-
schem Einschreiten der Polizei, der Feuerwehr und der augenblicklich
nur schwachen Garnison gelingt es, die Ruhestörer zu zerstreuen.
Ein Civilist bleibt todt, mehrere Personen, auch vom Militär, sind
verwundet.
18. August. (Deutsches Neich.) Der Reichskanzler verläßt
Kissingen nach beendigter Kur und geht zur Nachkur nach Gastein.
Der päpstliche Nuntius Masella verläßt Kissingen an demselben
Tage, um nach München zurückzukehren. Eine Verständigung zwi-
schen Preußen und Nom über eine Beendigung des Kulturkampfes
ist offenbar noch in giemlich weiter Ferne, doch werden die Verhand-
lungen auch nicht abgebrochen.
20. August. Zufammentrikt des internationalen Vereins für
Reform und Codification des Völkerrechts in Frankfurt a. M. An-
wesend sind dabei u. A. auch die Gesandten von China und Japan.
Der Congreß faßt, meist einstimmig, eine Reihe von Resolutionen.
27. Angust. (Deutsches Reich.) Bundesrath: Verathung
der Gesetzvorlage bez. die Sozialdemokratie. Die Partikularstaalen
merzen aus dem Entwurfe die Errichtung eines neuen Reichsamtes
als ihrer Souveränetät abträglich aus; Preußen macht keinen Ver-
such, seine Fassung des Entwurfs durchzusetzen.
— August. (Elsaß-Lothringen.) Umtriebe der französisch
gesinnten Protestpartei.
Die Protestpartei entwickelt dabei, unterstütt von französischen
Emissären, eine außerordenkliche Rührigteil. Da es dieser Partei haupt-
sächlich darauf ankommt, die Gemüther in Anfregung und den Gedanken an
eine Wiedervereinigung mit Frankreich lebendig zu erhalten, so hat sie es
zunächst auf die Bekämpfung der Antonomisten abgesehen, die troßz aller
ihrer taktischen und sonstigen Fehler doch einer verständigen Opportunitäts-
politik allmälig Eingang verschafften. Verschiedene Comités in Straßburg,
Meßb, Mülhausen u. s. w., die zu ihren Mitgliedern die einflußreichsten
Männer aus der Protestpartei zählen, entwickeln daher eine sehr intensive
Agitation für die nächsten Landesausschuß- und Bezirkstagswahlen, bei
welcher die Beseiligung der Autonomisten das Losungswort ist. Die
gierung hat bereits einige Agitatoren in aller Stille des Landes verwiesen.