Das dentsche Reihh und seine rinzelnen Glieder. (Ocl. 13—14.) 165
den Statistik erkläre sich durch die Ingend der slatistischen Wissenschaft über-
haupt. Das Endergebniß der Discussion ist die Annahme folgender Reso-
lution: „Der zweite deutsche Arbeiter-Congreß erklärt es für eine dringende
Pflicht des Reiches, eine genaue und umfassende Statistik der Arbeiterver-
hältnisse als nothwendige Grundlage aller sozialen Reformen einzurichten,
wobei besonders auch die Befragung der Arbeiter selbst erforderlich isl. Zu-
gleich fordert der Congreß seine Vertrauenèmänner und Mitglieder, bejon-
ders die Vereinsvorstände, auf: statistische Erhebungen über die Arbeiterver-
hältnisse der einzelnen Orte zu veranstalten und dem Bureau zu übersenden.
Diese Statistik soll unter Herbeiziehung der Handelskammern und der Fabrik-
Inspektoren eingerichtet werden.“ In Betreff des Lehrlingewesens werden
nachstehende Resolutionen angenommen: „Der zweite deutsche Arbeiter-
Congreß sieht die Lehrlingefrage wesentlich als eine Exziehungsfrage an, die
mehr durch private als durch agitatorische Thätigkeit zu lösen ist, weßhalb
er seinen Verkrauensmännern und Vereinen empfiehlt, in geeigneter Weiie,
entsprechend den lokalen Verhältnissen und Bedürfnissen, der praltischen Lösung
dieser Frage näher zu treten. Er erkennt die Einrichtung von Lehrlings-
vermittlungsbureaus Seitens der einzelnen Vereine zur Förderung des Lehr-
lingswesens und solider und zufriedenstellender Ausbildung der Lehrlinge für
nothwendig und empfiehlt dieselben allenthalben. Er hält es endlich auch
im Interesse der Erziehung und Beaufsichtigung der Lehrlinge im Prinzip
für nolhwendig, daß der Lehrling während seiner Lehrgeit möglichst im Haus
ind in der Familie seines Prinzipals oder Meisters Aufnahme findet. E6s
olgt ein ansführliches Referat des Genossenschaftssekrelärs Schloßmacher
(Hamburg) über das Wesen und Wirken der Gewerkvereine: Die unter
taatlichem Schutze bestandenen Zünfte hätten dem Arbeiterstand ausreichende
Selbsthilfe gewährt; mit dem Wegfall der Zünfte sei auch der staatliche
Schuß in Wegfall gekommen, ohne daß aber gleichzeilig auch der Selbsthilfe
die beengenden Fesseln genommen worden seien. Dieses Mißverhältuiß habe
wesentlich dazu beigetragen. den Gegensatz zwischen Arbeitgeber und Arbeit-
nehmer zu schärfen. Die später gewährte Coalitionsfreiheit sei begreiflicher-
weise anfänglich vielfach als Waffe gegen das Kapital und den Müeilgeber
stand mißbraucht worden. Einen zweckentsprechenden Gebrauch des Coalitions=
rechts habe man aber durch die Gründung von Gewerkvereinen gemacht. Di
Die
von Noscher gegebene Tefinition des Begriffs derselben sei eine zu allgemeine,
da hiernnter auch wenig vertrauenerweckende, geradezu sozialdemokratische und
andere Bereinigungen sielen, wie z. V. der Verband denutscher Cigarren-Ar-
beiter. Der Referent geht hierauf auf die unter der Anwaltschaft des Dr.
Hirsch stehenden Gewerlvereine näher ein, welche eine Schuzwehr gegen die
Einflüsse der Sozialdemokratie bildeten. Correferen!l, Maschinenbauer An-
dreack (Verlin) theilt mit, daß die deutschen Gewerkvereine jetzt mehr als
20.,000 Milglieder zählen und die Inwalidenkasse derselben ein Gesammt-
vermögen von etwa 350,000 4 besiyt. Kaufmann Weiß (Charlottenburg)
stellt den Antrag auf Streichung des Zusatzes „antisozialdemokralisch“ im
Namen des Congresses; derselbe sei nach Inkrafttreten des Sozialistengesetzes
überflüssig und schädlich h, auch drücke der Zusatz nur die negativen, nicht
aber die positiven Hestrebungen dcn Gongresse aus. Dieser Antrag wird
nach längerer Tebatte, in der u. Hirsch auch die nationalliberale
Partei gegen die Demertungen' 7 wedn des Berliner Arbeiter-
vereins in Schutz nimmt, gegen bloß 4 Stimmen abgelehnt. Es folgt so-
dann ein Bericht von Kutschbach über die Aufgaben der Fabrikinspektoren
nach dem neuen Geseh (vom 17. Juli 1878), nach welchem folgende Reso-
lution zur Annahme gelangt: „Der Con reß erwartet zuversichtlich, daß
gemäß der Bestimmung der Gewerbenovelle die Fabrik-Inspektorate vom