Dao beulsche Reich und seine einzelnen Glirder. (Dec. 21.) 213
rathebeschlüssen fast alle niedriger als die des gegenwärtigen Jahres, und
zum Theil erheblich niedriger, als sie sich nach den Regierungsvorlagen ge-
stellt haben würden. Sie betragen: in Oberbayern 25 Proc. gegen 2716 Proc.
im Jahre 1878, in Niederbayern 26 gegen 28½, in der Oberpfalz 22 /10
gegen 22 7/196, in Oberfranken 28 //10 gegen 28 5/16, in Mittelfranken 32 gegen
353, (in Unterfranken 2), in Schwaben 26 gegen 26 7/106, in der Pfalz 41 7/10.
Die Differenz wäre vielleicht noch größer, wenn nicht durch Gesetz und durch
die Consequenz früherer Beschlüsse den Kreisvertretungen ziemlich enge Grenzen
für die Ausgabenverweigerung gezogen wären. Angesichts der gegemwärtigen
wirthschaftlichen Lage der landwirthschaftlichen und gewerblichen Bevölkerung
ist den Landräthen die Neigung zur Sparsamkeit und insbesondere die Mei-
nung, daß auf dem Gebiete der Volksschule allmählich das Nivean der billiger-
weise zu stellenden finanziellen Ansprüche erreicht sei, kaum zu verübeln.
21. December. (Deutsches Reich.) In Bremen findet auf
der Werft der Actiengesellschaft „Weser“ der Stapellauf eines neuen
für die Kriegsmarine bestimmten Kanonenbootes statt, welche Ge-
legenheit der Neichstagsabgeordnete Mosle als Präsident jener Ge-
sellschaft dazu benützt, für den vielangeklagten Admiralitätschef
v. Stosch ein günstiges Wort einzulegen, indem er u. A. bemerkt:
„Das System des die kaiserliche Marine leitenden Staatsmannes,
welches in lebter Zeit, meines Erachlens, böchst ungerechterweise vielsach in
anonymen Artikeln verdächtigt worden ist, das System Stosch, es feiert durch
die vollkommen gelungene Herstellung dieser Panzerplatten in Deutschland
einen neuen Triumph! Denn dasselbe richtet sich ebensowohl dahin, die
Marine, so rasch wie die Umstände es gebieterisch verlangen, unter äußerster
Anstrengung aller vorhandenen Kräfte, zu einer dienst= und schlagfertigen
heranzubilden, wie auch dahin, durch Ausmunterung der Privatindustrie und
ihr bewirsenes Vertrauen diese zu einer größeren Leistungsfähigkeit anzu-
spornen und dadurch den Vau unserer Kriegsschiffe in allen seinen Theilen
vom Ausland unabhängig zu gestalten."“
21. December. (Preußen.) Vermählung des hannoverschen
Thronprätendenten, Ernst Augusts, Herzogs von Cumberland mit
der Prinzefsin Thyra von Dänemark in Kopenhagen. Eine Depu-
tation der Ritterschaft des vormaligen Königreichs Hannover über-
reicht dem Brautpaar eine Adresse und wird dabei sowohl von Seite
des königlich dänischen Hofes als von Seite der offiziellen Welt,
namentlich des Minislers des Auswärtigen, mit besonderer Aufmerk-
samkeit behandelt. Die deutsche Gesandtschaft ist inzwischen über die
Zeit in Urlaub gegangen. Die Aufnahme der Deputation in Kopen-
hagen erregt in Berlin berechtigten Aerger und die dänische Re-
gierung sieht sich genöthigt, erst jene Aufmerksamkeiten möglichst ab-
zuschwächen und sich in Berlin schließlich zu entschuldigen. Die
Welfenadresse lantet:
„Durchlanchtigster Herzog! Gnädigster Herzog und Herr! Die frohe
Kunde von der Verlobung Eurer kgl. Hoheit mit der kal. Ler . Thyra
von Däuemark hat des tiefgebeugten hannoverschen Volkes Herg getroffen wie