230 Die Oesterretchisch-Angarische Monarchie. (April 16—17.)
Demission zu zwingen, ist das stärkste Band, das die Elemente der neuen
Partei zusammenhält. Sollte dieser Zweck einmal erreicht sein, dann kann
es sehr fraglich werden, ob die Partei auch weiter noch zusammenhält. Was
den Ausgleich betrifft, so verwirft sie den Tisz#-schen Ansgleich vollständig;
sie will einen anderen auf freihändlerischer Basis mit internationalen Han-
delsverträgen, Verbesserung des Schadens bei der Verzehrungssteuer und,
wenn dieß nicht erreichbar, Errichtung des selbständigen? Zollgebiets ts und der
Verzehrungssteuerlinie, Regelung der Quote nach Maßgabe der Steuerfähig-
leit, Lösung der Bankfrage amsprechen den Creditbedürfnissen des Landes
(ein ganz unbestimmter Ausdruck) 80-Millionen-Schuld geht Ungarn
nichts au. Ob es möglich sein id. T #eza gerade in der Ansgleichsfrage
zu stürzen, ist indeß sehr zweifelhaft: gerade in dieser beüttt er noch die
stärkste Mehrheit. Ein anderes ist es mit der auswärtigen Frage; bezüglich
derselben spricht sich die neue Partei dahin aus: daß sie eine entschiedene
Ungarns Inleressen entsprechende auswärtige Politik verlangt; die Ausbrei-
tung der russischen Macht auf der Valkan-Halbinsel und an der Donau soll
verhindert werden. Noch ein zweiter Punkt ist geeignet, Tisza Verlegen-
heilen zu bereiten: es ist jener, in welchem die neue Partei nach Herstellung
des Friedens eine Neoision der Heeresverfassung aus dem Gesichtspunkte der
8 verlangt, d. i. Herabsetzung der Kriegsstärke der gemeinsamen
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16. April. (Oesierreich: Tyrol.) Die tyrolischen Dekane
haben an die Innsbrucker Statthalterei eine Eingabe gerichtet, in
welcher sie verlangen:
die Ernennung der Lehrer Seitens der Regierung im Einvernehmen
mit Gemeinden und Seelsorgern; die Fernhaltung protestanlischer, confjessions-
loser und sittengefährdender Bücher von den Schulen und vom Landespäda-
gogium; die ausschließliche Berwendung katholischer Lehrbücher und die Be-
nühung der biblischen Geschichte als Mitlesebuch; das Mitanfsichtsrecht der
Seelsorger über die Schulbibliolheken; die Festsehung der Angahl der Reli-
gionsstunden durch die Behörden im Einvernehmen mit den Bischöfen; die
Beseitigung des gemeinsamen Unterrichts jür Knaben und Mädchen in der
höheren Classe 2= und 3-klassiger Schulen; die Beseiligung der Ueberladung
der Schüler mit Nebengegenständen; die Absch bafiuug des Mädchen-Turnens
und dessen Eriatz durch eine von welolichen Lehrkräften zu ertheilende körper-
liche Anstands-Lehre; die Widereinfiührung der Feiertagsschule als einer für
Knaben und Mädchen bis zu 16 Jahren obligatorischen; die Beseitigung
des Sjährigen Schulunterrichtes 1 Jahe auf dem Lande; die Nichtbeauf-
sichtigung der Religionslehrer durch die von der Negierung bestellten provi-
sorischen Schulinspektoren, welche niemals auerkannt werden würde; endlich
die regierungs seitige Anhaltung der politischen Behörden und Schul#ssheltoren
zu einem einheillichen Vorgehen. Eingangs der Pelition betonen die Dekane,
daß sie etwaigen Schritten der Oberhirlen nicht präjudiziren und ebensowenig
sich mit den Ertlärungen des Tyroler Landtags zur Schulfrage in Wider=
spruch seyen wollen.
16. April. Die Berathungen der österreichischen und der
ungarischen Quotendeputationen über die 80-Millionen-Frage sind
vorerst refultatlos geblieben. Die Ungarn beharren auf dem Rechts-
standpunkt, daß sie die Schuld nichts angehe.
17. April. Antwort Oesterreichs auf die englische Depesche