Die Oeslerreichisch-Ungarische Monarchie. (April 19 Mai 9.) 231
Salisbury's an Rußland und die Präcisirung der englischen For-
derungen an dieses. Andrassy gelangt auf Salisbury's Argumen-
tationen eingehend zu dem Schluß, der Congreß sei auch für Eng-
land der letzte Weg zu friedlicher Wahrung seiner Interessen.
19. April. Oesterreich unterhandelt in Konstantinopel über
die Nückkehr der bosnischen Flüchtlinge und droht dabei, die Rück-
kehr werde schließlich unter dem Schutze österreichischer Truppen
stattfinden müssen, da die Türkei die Ordnung in dieser Provinz
nicht aufrecht erhalten könne.
27. April. Die Regierungen beider Reichshälften verständigen
sich neuerdings darüber, den Ausgleich auf den bisher angestrebten
Grundlagen mit einigen Modificationen durchzusetzen und sich zu
diesem Ende hin mit den Parteien und ihren Führern in Verbin-
dung zu setzen.
9. Mai. (Oesterreich.) Abg.-Haus: die Klubs der Linken,
des linken Centrums und der neue Fortschrittstlub nebst den ruthe-
nischen Abgeordneten treten zusammen, um die Mittheilung der Re-
gierung betr. den Ausgleich mit Ungarn entgegenzunehmen.
Finanzminister von Prelis erklärt: Im Einvernehmen mit Ungarn
werde morgen den Parlamenten eine Vorlage zugehen, inhaltlich welcher der
Antheil beider Regierungen an dem Bankertrage für die Dauer des Bank-
privilegiums zur Abschreibung an der 80-Millionen-Schuld verwendet und
nach Ablauf des Bankprivilegiums 30 Proc. des dann noch verbleibenden
Restes der Schuld in 50 gleichen umveyzinslichen Jahresraten von Ungarn
an die im Neichsrathe vertretenen Länder entrichtet werden sollen. Eine An-
zahl weiterer Disferenzen“ sei durch gegenfeitiges Entgegenkommen beider Re-
gierungen geschlichtet. Der Finanzminister erörtert sodann die Art und
Weise der Schlichtung der einzelnen Differenzen bezüglich der Bankfrage, der
Finanzzölle, der Industriegölle, des Lloydvertrages, der Vranntweinsteuer
und der Restitutionsfrage. Begüglich lepterer beharrten beide Regierungen
auf der den Qurtendeputationen übergebenen Vorlage. Ferner solle das bis-
herige Berhaͤlluiß der Quoten: :30 zu 70 Proc., sowie der Abzug des 2proc.
Präcipnums zu Lasten Ungarns beibehalten werden. Der Minister fügt
binm, die Regierung sehe ihre Thätigkeit bezüglich der Ausgleichsvereinbar=
ungen mit Ungarn als abgeschlossen an und hoffe, daß die Gesammtheit der-
selben die Zustimmung des Reichsraths finden werde. Die Ausgleichsver-
einbarungen müßten im usamm'nhange aufgefaßt werden; die Ablehnung
guch nur einzelner Theile derselben würde den ganzen Aus s1lleich scheitern
machen.
(Ungarn.) Reichstag: Ministerpräsident Tisza legt der Partei-
conferenz der Regierungspartei auch seinerseits die neuesten Verein-
barungen beider Regierungen bez. des Ausgleichs vor und fügt bei,
beide Regierungen betrachteien die Vereinbarungen als die letzten
und seien zu weiteren Versuchen nicht geneigt.