236 Die Oeflerreichisch-Ungarische Monarchie. (Anf. Juli — 25.)
Aufang Juli. Die öffentliche Meinung spricht sich in beiden
Reichshälften überwiegend energisch gegen die Besehung Bosniens
und der Herzegowina in der Form eines von Oesterreich-Ungarn
provozirten und sofort auch angenommenen Auftrages des Berliner
Congresses aus.
2. Juli. Zweite Mobilisirung für Bosnien und die Herze-
gowina. Der Gesammtstand der aufgebotenen Truppen beträgt
nunmehr nicht weniger als 99,233 Mann und 31,935 Pferde.
Dennoch erwartet die Regierung keinen oder doch nur einen sehr
geringen Widerstand seitens der Bevölkerungen. Inzwischen geht die
neue Mobilisirung mit großer Präcision vor sich und wird allgemein
die Genauigkeit, mit der der neue Organismus — zum ersten Mal
in größerer Ausdehnung — functionirt, gerühmt.
3. Juli. (Oesterreich.) Das Ministerium Auersperg ver-
langt vom Kaiser neuerdings seine Entlassung.
6. Juli. (Oesterreich.) Der Minister des Innern v. Lasser
wird auf sein Ansuchen definitiv entlassen und zum lebenslänglichen
Mitgliede des Herrenhauses ernannt. Fürst Auersperg wird mit
der vorläufigen Verwalkung des Ministeriums des Innern be-
auftragt.
22. Juli. Der stralegische Aufmarsch der zur Occupation
Bosniens aufgebotenen Armee ist vollendet und dieselbe ist nunmehr
opcralionssähig.
24. Juli. Mit Karatheodory, dem Congreßbevollmächtigten
der Pforte in Berlin, wird nunmehr in Wien über einen Vertrag
mit der Türkei behufs einer Occupation Bosniens im Einverständ-
nisse zwischen Oesterreich und der Pforte unterhandelt; die Unter-
handlungen führen jedoch zu keinem Ziele, da die Pforte für ihre
Zuslimmung Bedingungen stellt, auf die Oesterreich nicht glaubt
eingehen zu können.
25. Juli. Oesterreich schließt den Hafen von Kleck, wodurch
es der Türkei wenigstens unmöglich gemacht wird, Truppen nach
Bosnien zu werfen und mit denselben dem österreichischen Einmarsche
noch größere Schwierigkeiten zu bereiten, als schon in der Unweg-
famkeit des Landes und der Abneigung seiner Bewohner liegen.
25. Juli. (Ungarn: Croatien.) Die kroatische National-
partei, welche bisher die Mehrheit auf dem Agramer Landtage be-
saß, erläßt ein Wahlmanisest,
in welchem sie sich über ihre bisherige Thätigkeit verbreitet und